Verteidiger Barry Roux stellte im Mordprozess gegen Oscar Pistorius die Methoden der Pathologie infrage. Am Montag musste sich der Angeklagte während des Autopsieberichts mehrfach im Saal übergeben.

Pretori. Im Mordprozess gegen den südafrikanischen Sprintstar Oscar Pistorius hat seine Verteidigung die Methoden der Pathologie infrage gestellt. Verteidiger Barry Roux fragte den Mediziner Gert Saayman am Dienstag, welche medizinische Fachliteratur er benutzt habe, um zu seiner Expertise zu kommen. Er wolle Einblick in diese nehmen.

Saayman hatte festgestellt, dass Pistorius' erschossene Freundin Reeva Steenkamp – dem Mageninhalt zufolge – wahrscheinlich nicht länger als zwei Stunden vor ihrem Tod etwas gegessen habe. Das spricht gegen die Aussage von Pistorius, nach der das Paar bereits um 22.00 Uhr schlafen gegangen sei. Steenkamp wurde am 14. Februar 2013 um 03.00 Uhr morgens getötet.

Saayman betonte, seine Ergebnisse seien eine „Synthese“ seiner eigenen professionellen Erfahrungen und Beobachtungen gepaart mit der Lektüre jüngster Studien. Er habe in den letzten 30 Jahren 10.000 bis 15.000 Autopsien durchgeführt.

Er fügte hinzu, die Urinmenge in Steenkamps Blase zum Todeszeitpunkt entspreche ungefähr dem, was auf einen Teelöffel passe. Dieser Hinweis ist insofern wichtig, als dass er mit Theorien in Zusammenhang gebracht werden kann, ob Steenkamp mitten in der Nacht aufstand, um zur Toilette zu gehen, wie Pistorius behauptet. Oder aber, ob sie sich wegen eines lautstarken Streits mit dem beinamputierten Sprinter im Bad befand, wie die Staatsanwaltschaft meint.

Am Montag hatte sich der 27-jährige Pistorius übergeben müssen, als der Pathologe seine Ergebnisse vortrug. Er sagt, er habe das 29-jährige Model aus Versehen erschossen, er habe es für einen Einbrecher gehalten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm dagegen vor, Steenkamp absichtlich getötet zu haben.