1940 verkaufte Propagandaminister Goebbels 200 Meisterwerke für einen Spottpreis an den Kunsthändler Gurlitt. Das Geld wurde auf das Sonderkonto für „entartetet Kunst“ gezahlt.

Der spektakuläre Kunstfund von München ist international durch die Presse gegangen. Rund 1500 Arbeiten von bekannten Künstlern wie Chagall und Picasso wurden in der Wohnung des 79-jährigen Cornelius Gurlitt, Sohn des bekannten Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt, entdeckt. Wie nun bekannt wurde, sollen rund 200 der Werke im Jahr 1940 von Propagandaminister Goebbels an Hildebrand Gurlitt verkauft worden sein. Und das für einen Spottpreis: Durchschnittlich hat er für jedes Werk nur 20 Schweizer Franken bezahlt, wie die „Bild am Sonntag“ berichtet. Heute sind die Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken mehrere Hunderttausend oder sogar Millionen Euro wert.

Laut einem Kaufvertrag, der der „Bild am Sonntag“ vorliegt, sollte Gurlitt den Kaufpreis von 4000 Schweizer Franken für die 200 Werke auf das Giro-Sonderkonto „E.K“ einzahlen. Das Sonderkonto wurde für die Veräußerung und Zahlung von „entarteter Kunst“ eingerichtet. Nur ein Jahr später soll Gurlitt weitere 115 Werke der „entarteten Kunst“ von Goebbels Ministerium erstanden haben.

Außerdem wurde in Gurlitts Wohnung laut einem Bericht des Zolls eine Mappe mit 181 nicht gerahmten Kunstwerken sicher gestellt. Dabei handelt es sich vermutlich um die Sammlung eines Dresdener Juden, der die Werke vor seiner Flucht verkaufen musste. Die Erben der Sammlung sollen nun laut Zoll Anspruch auf die Arbeiten haben.

Einen Teil der „entarteten Kunst“ hatte Gurlitt nach ersten Erkenntnissen ins Ausland vermittelt. Einige verkaufte er aber auch an deutsche Sammler in Hamburg, Dresden und Berlin. Nach dem Krieg behauptete Gurlitt, die Sammlung sei bei den schweren Luftwaffenangriffen auf Dresden verbrannt. Der Kunsthistoriker starb 1956.

Die Kunstwerke waren bereits 2011 von Ermittlern in der Wohnung von Cornelius Gurlitt, Sohn von Hildebrand Gurlitt, in München entdeckt worden. Für die Ermittlungsarbeiten wurde der spektakuläre Fund fast zweieinhalb Jahre geheim gehalten. Unter den Werken befinden sich Arbeiten sehr bekannter und begehrter Künstler. So sind unter anderem Bilder von Marc Chagall, Pablo Picasso, Emil Nolde und Otto Dix sicher gestellt worden.