Der Mann aus Kornwestheim bewahrte 22 Kunstobjekte in seiner Wohnung auf, die mit dem Fund in München zusammenhängen. Er sorgte sich um ihre Sicherheit und übergab die Werke an die Polizei.

Kornwestheim/München/Berlin. Nach dem spektakulären Münchner Kunstfund hat sich ein Mann aus Kornwestheim bei Stuttgart hilfesuchend an die Polizei gewandt. Er bewahre 22 wertvolle Kunstobjekte in seiner Wohnung auf, sagte er den Beamten. Einige von ihnen stünden im Zusammenhang mit dem Münchner Kunstfund, teilten die örtliche Polizei und das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg am Sonnabend mit.

Da er nun Sorge um die Sicherheit dieser Kunstwerke habe, bat er um die Abholung und sichere Aufbewahrung durch die Polizei. Als Grund für seine Beunruhigung nannte er die umfangreiche Berichterstattung über den in München in den vergangenen Tagen entdeckten Kunstschatz.

Den Angaben zufolge wurden die Kunstwerke des Mannes am Sonnabend in Kornwestheim von der Polizei abgeholt und an einen sicheren Ort gebracht. Den Ermittlern lägen keinerlei Anhaltspunkte für eine strafbare Handlung vor. Die Herkunft der Kunstwerke sowie deren Wert müsse noch genauer ermittelt werden.

American Jewish Committee: Rückgabe von NS-Raubkunst regeln

Ein stärkeres Engagement der Bundesregierung für die Rückgabe von NS-Raubkunst fordert die Direktorin des American Jewish Committee Berlin, Deidre Berger. „Der Bundestag muss in einer Arbeitsgruppe den Stand der Rückgabe der Raubkunst überprüfen und Empfehlungen erarbeiten, wie diese Werke wieder an ihre rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden können“, forderte Berger im Münchner Magazin „Focus“ im Zusammenhang mit dem sensationellen Kunst-Fund in München.

Die gesamte Rechtslage hierzu müsse auf den Prüfstand gestellt werden. Es könne nicht sein, dass Unrecht durch Gesetze immer noch legitimiert sei, so Berger am Sonnabend im Gespräch mit „Focus Online“. Angesichts des 75. Jahrestags der NS-Juden-Pogrome wäre dies „genau das richtige Signal“.

Den Fund der Kunstwerke bezeichnete Berger als eine „große Chance“, denn der Umgang mit der NS-Raubkunst sei nach wie vor „ein offenes Kapitel in Deutschland“. Trotz des Washingtoner Raubkunst-Abkommens von 1998 seien viele Museen der moralischen Verpflichtung, die Werke ihren Eigentümern zurückzugeben, bislang nicht nachgekommen. „Das zeigt: Wir können diese Aufgabe nicht den Museen überlassen, sondern brauchen Koordinierungsmaßnahmen auf Bundesebene wie bei der Zwangsarbeiterentschädigung“, sagte Berger.

Die Werke müssten im Internet gezeigt werden. Es sei völlig unverständlich, dass sich eine einzige Kunsthistorikerin jahrelang mit den Werken beschäftigt habe, die Öffentlichkeit aber nicht informiert worden und damit „kostbare Zeit verloren“ gegangen sei.