Illegale Barrikaden sollen Fluchtwege versperrt haben, um Taschendieben das Handwerk zu erleichtern. Präsident verlangt Aufklärung.

Abidjan. Für die Massenpanik mit zahlreichen Toten in der ivorischen Metropole Abidjan sind möglicherweise Kriminelle verantwortlich. Zwei Überlebende des Unglücks, bei dem in der Silvesternacht 61 Menschen ums Leben kamen und mehr als 200 verletzt wurden, berichteten am Mittwoch von illegal aufgestellten Holzbarrikaden, wegen der die Menge beim Verlassen des Stadiongeländes auf engstem Raum zusammengepfercht worden sei. Präsident Alassane Ouattara ordnete eine umgehende Untersuchung sowie eine dreitägige Staatstrauer an.

50.000 Menschen hatten sich am Unglücksort ein Feuerwerk angeschaut und strömten danach auf die Straße, fanden den Fluchtweg über den breiten Boulevard der Republik aber versperrt. „In der Nähe des Justizpalastes wurden wir von einigen Leuten gestoppt, die gerade hölzerne Barrikaden aufbauten“, berichtete die Überlebende Zoure Sanate im Krankenhaus. „Sie sagten uns, wir müssten auf dem Gelände warten. Aber niemand wollte bis zum Morgen bleiben, weil die Party doch schon um 1.00 Uhr vorbei war.“

Es folgte eine blutige Tragödie. „Hinter uns drängte die Menge nach, meine vier Kinder und ich wurden zu Boden gestoßen“, erzählte die Augenzeugin. „Meine Kinder riefen nach mir, aber ich war machtlos und kämpfte ums Überleben.“ Zwei ihrer Kinder seien später mit ihr ins Krankenhaus gebracht worden, die beiden anderen würden noch vermisst.

Wollten sich Taschendiebe das Handwerk erleichtern?

Ivorische Zeitungen spekulierten, dass die Straßensperren errichtet worden sein könnten, um Taschendieben das Handwerk zu erleichtern. Manche Beobachter fragten sich zudem, warum die Polizei nicht eingriff. Die Ivorische Liga der Menschenrechte sprach von einer absehbaren Tragödie, da Polizei und Behörden keine angemessenen Vorkehrungen getroffen hätten. „Die Regierung kann nicht zu einer solchen Versammlung einladen, ohne die Sicherheit zu gewährleisten und das Leben der Menschen zu schützen“, kritisierte der Präsident der Organisation, Thierry Legre. Ähnliche Unglücksfälle müssten in Zukunft unbedingt verhindert werden.

Präsident Ouattara verlangt nun Antworten. Die Ermittler müssten „alle Zeugenaussagen berücksichtigen“, forderte er. Außerdem werde die Regierung ein Krisenzentrum für Hinterbliebenen einrichten, um die Suche nach Vermissten und die Vernehmung von Zeugen zu vereinfachen.