Wieder ist ein Kind vermutlich durch Angehörige getötet worden. Tatverdächtig sind die 20-jährige Mutter und ihr Lebensgefährte.

Die zwei Jahre alte Lea-Sophie ist an massiven Kopfverletzungen gestorben. Der 23 Jahre alte Freund ihrer Mutter habe sie ihr in der Wohnung der Mutter „aus nichtigem Anlass“ zugefügt, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Sonnabend in Köln. Dies sei bereits am vergangenen Dienstag geschehen. Das Kind sei nach bisherigem Kenntnisstand allerdings erst einen oder zwei Tage danach infolge der Verletzungen gestorben. Ein Richter erließ Haftbefehl wegen Mordes gegen den 23-Jährigen. Auch die Mutter kam in Haft – wegen Totschlags durch unterlassene Hilfeleistung. „Ihr wird vorgeworfen, keine Anstalten gemacht zu haben, das Kind zu retten und dessen Tod zumindest billigend in Kauf genommen zu haben“, sagte Bremer. Beide hätten die Tatumstände eingeräumt.

Schauplatz der Tat vom Freitag ist Köln-Chorweiler, ein Stadtteil mit vielen Hochhäusern im Norden der Millionenstadt. Am frühen Nachmittag meldet eine Mutter ihr Kind als vermisst. Sie gibt an, es um 12.30 Uhr zuletzt auf einem Spielplatz in einem Park gesehen zu haben. Nach der Vermisstenmeldung startet eine umfangreiche Suchaktion.

Eine Polizeihundertschaft durchkämmt stundenlang die Parkanlage und die nähere Umgebung. Spürhunde sind im Einsatz, Anwohner werden befragt. Ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera sowie Feuerwehrleute mit Wärmebild-Spezialgeräten suchen ebenfalls nach dem Kind. Um 22.30 Uhr wird die Leiche dann entdeckt – rund zwei Kilometer vom Spielplatz entfernt auf einer Grünfläche mit Büschen in der Nähe des Fühlinger Sees, einem beliebten Naherholungsgebiet. Nach der Obduktion sagt ein Polizeisprecher, dass die Ermittler von einem Gewaltverbrechen ausgehen.

Der 23-Jährige ist nicht der Vater des Kindes. Er habe in der Wohnung der 20-Jährigen und ihrer Tochter gelebt, so der Sprecher weiter. Er und die Mutter waren noch in der Nacht festgenommen und vernommen worden. Über ihre Aussagen wurde zunächst nichts bekannt.

Bei der Vermisstenmeldung hatte die Mutter angegeben, dass Lea-Sophie bei ihrem Verschwinden lila Stiefel trug. Noch am Abend entdeckten zwei Reporter der Zeitung „Express“ nach eigenen Angaben in einer Mülltonne vor dem Wohnhaus der Familie einen blauen Müllsack mit einem blutverschmierten Stoffhasen, Kinderkleidung und lilafarbenen Stiefeln darin. Sie übergaben den Fund der Polizei. Ein Polizeisprecher bestätigte lediglich einen Fund, machte aber keine weiteren Angaben.