Veronas Mann soll Insolvenz verschleppt haben. Gläubiger bleiben auf fast allen Forderungen sitzen.

Düsseldorf. Wortlos und mit finsteren Mienen eilen die Gläubiger aus Saal L 111 des Düsseldorfer Landgerichts. Was ihnen Insolvenzverwalter Michael Bremen soeben eröffnet hat, kann sie nicht zufrieden stimmen. Das Ausmaß der Pleite von Franjo Pooths Elektronikfirma Maxfield (MP3-Player, Handys und Navigationsgeräte) ist größer als befürchtet. Bis zu 27 Millionen Euro an Verbindlichkeiten hat der Ehemann (38) von Verona Pooth (40) angehäuft.

Die bittere Erkenntnis: Von je 100 Euro Forderungen werden die Gläubiger gerade einmal 37 Cent wiedersehen. Das heißt, Pooths Schulden stehen nur knapp 0,4 Prozent Vermögen gegenüber - und die Gläubiger bleiben auf mehr als 99,6 Prozent ihrer Forderungen sitzen.

Der einst gefeierte Jungunternehmer und Ehemann von TV-Star Verona Pooth muss persönlich haften, verfügt anscheinend aber nur noch über ein Vermögen von gut 100 000 Euro. Dafür sind die Schulden umso höher: Erst war von 15 Millionen Euro die Rede, dann von 19 Millionen, seit gestern fordern insgesamt 461 Gläubiger zusammen sogar 26,9 Millionen Euro, wovon mindestens gut 19,1 Millionen nach ersten Prüfungen als "berechtigt" gelten. Eine Chance, das Unternehmen zu retten, sieht der Insolvenzverwalter nicht.

Gerade einmal 15 Gläubiger sind selbst vor Gericht erschienen. Darunter der ehemalige Vertriebsleiter. "Fast vier Jahre" habe er für Maxfield gearbeitet und "das Geschäft mit aufgebaut", sagt er. Nun warte er auf "einen sechsstelligen Betrag" ausstehender Provisionen und Spesen - wahrscheinlich vergebens. Dass die vermeintliche Erfolgsstory nur ein großer Bluff war, streitet er ab: "Am Anfang lief es ja gut."

Eine Dame, die sich als Designerin vorstellt, will Geld von Maxfield für Entwürfe. "Natürlich bin ich wütend. Es tut weh und war sehr viel Arbeit - ich bin aber nicht die Einzige", sagt sie. Und nimmt Franjo Pooth in Schutz: "Ich glaube, der ist in die Geschichte selber reingeschlittert."

Der Insolvenzverwalter berichtet von der "guten Zusammenarbeit" mit ihm. Dass Veronas Mann ungeschoren davonkommt, glaubt er aber offensichtlich nicht: "Es gibt Anhaltspunkte für verschiedene Ansprüche gegen Herrn Pooth." Zwei Banken haben Millionenklagen eingereicht. Die Stadtsparkasse Düsseldorf sitzt auf einem 9,2-Millionen-Kredit, die Commerzbank will 1,8 Millionen Euro wiederhaben.

Viele fragen sich: Gerät auch Verona in den Sog der Insolvenz? Springt sie mit ihrem Vermögen ein? Sie habe zumindest "keine Verpflichtungserklärungen" gegenüber den Gläubigern abgegeben, sagt Bremen.

Maxfield sei bereits Mitte 2007 reif für die Insolvenz gewesen. Der Insolvenzantrag wurde aber erst im Januar 2008 gestellt. Dies könnte den Vorwurf der Insolvenzverschleppung erhärten. Muss Franjo ins Gefängnis? Die Höchststrafe beträgt drei Jahre. Möglicherweise erhält er aber nur eine Bewährungsstrafe, da er nicht einschlägig vorbestraft ist.

Gab es "Mittäter"? Die Düsseldorfer Sparkasse hat möglicherweise in Kenntnis einer Insolvenzverschleppung noch versucht, ihre Scherflein im letzten Moment ins Trockene zu bringen. Gegen ihre erst im vergangenen September vereinbarten Sicherheiten will Bremen nun vorgehen, um den anderen Gläubigern doch noch etwas mehr als nur die Fahrtkosten ersetzen zu können. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Franjo Pooth weiter wegen Bestechung und Insolvenzverschleppung. Er soll die Kredite mit Geschenken, etwa einem 3000 Euro teuren Flachbildfernseher, an Bankmanager erschlichen haben. Der Chef und ein Vorstand der Düsseldorfer Sparkasse wurden deswegen entlassen.