Wer ist Schuld an dem Feuertod von vier Kindern? Hat die Feuerwehr Fehler bei der Brandbekämpfung gemacht? Oder war eine Kerze der Auslöser?

Saarbrücken. Eine Kerze war möglicherweise der Grund für den Feuertod von vier Kindern in Saarbrücken. Der Energieversorger hatte in der Wohnung den Strom abgeschaltet. Daher werde eine technische Ursache für die Katastrophe ausgeschlossen, sagte Polizeisprecher Stephan Laßotta in Saarbrücken. Es bestehe der Verdacht, dass eine brennende Kerze das Feuer ausgelöst habe. Die Familie erstattete gegen die Feuerwehr Anzeige. Sie wirft ihr vor, den Hinweis der Mutter ignoriert zu haben, in der Wohnung seien noch Kinder. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen unbekannt. Derweil debattieren Politiker, ob Menschen in Zahlungsnot der Strom abgeschaltet werden darf.

Bei dem Brand am Freitag waren Zwillingsjungen im Alter von drei Jahren sowie ein fünf und ein sieben Jahre altes Mädchen ums Leben gekommen. Die Eltern und ein Baby konnte die Feuerwehr retten.

Es seien zwei Ermittlungsverfahren gegen unbekannt eingeleitet worden, sagte der Sprecher der Staatsanwalt Saarbrücken, Erik Schweitzer, am Montag: Wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Brandstiftung sowie wegen des Verdachts unterlassener Hilfeleistung.

+++ Vier Kinder sterben bei Brand in Dachgeschosswohnung +++

Wegen der Ermittlungen werde es zunächst keine Angaben zur Brandursache und zum vorläufigen Obduktionsergebnis geben, erklärte Schweitzer. „Wir wollen erst einmal Fakten beschaffen und die Zeugen möglichst unbefangen vernehmen.“ Vor dem Haus der Familie hatten Anwohner aus Anteilnahme Hunderte Kerzen aufgestellt sowie Kuscheltiere und Blumen abgelegt. Die Feuerwehr geht davon aus, dass es in der Dachgeschosswohnung keine Rauchmelder gab.

Rechtsanwalt Wolfgang Köhl, der für die Familie Strafanzeige gegen die Feuerwehr gestellt hat, sagte: „Den Vorwürfen der Familie muss nachgegangen werden.“ Die Familie wirft der Feuerwehr nach Angaben der Staatsanwaltschaft vor, sie habe „gebotene Rettungsmaßnahmen unterlassen“, sagte Schweitzer. „Wir müssen prüfen, ob an den Vorwürfen überhaupt etwas dran ist.“

Der Leiter der Berufsfeuerwehr Saarbrücken, Josef Schun, betonte: „Wir haben alles getan, was wir konnten. Und haben alles richtig gemacht.“ Die Feuerwehr sei mit drei Trupps in die brennende Wohnung gegangen. Es sei „irritierend“, dass man das Leben aufs Spiele setze und dann gesagt bekomme, man habe es nicht richtig gemacht. Schun bedauerte, dass die Familie sein Gesprächsangebot abgelehnt habe.

+++ Experten raten zur Installation von Rauchmeldern +++

Die FDP-Fraktion im Stadtrat Saarbrücken und die Saar-Linke kritisierten, dass ärmeren Familien der Strom abgestellt werde, wenn sie ihre Rechnung nicht bezahlten. „In unserem reichen Land darf so etwas nicht geschehen“, teilten die Linken mit. „Gerade wenn kleine Kinder im Haushalt sind, müssen Strom, Gas und Wasser verfügbar bleiben.“

Saar-Verbraucherschutzministerin Anke Rehlinger (SPD) forderte Alternativen für Stromsperren. Strom müsse in Zeiten, in denen Verbraucher wegen steigender Energiepreise schnell in Zahlungsverzug kommen könnten, zur Grundversorgung gehören. Die Ministerin will sich auf der Konferenz der Verbraucherschutzminister am 12. September in Hamburg für die Prüfung von Alternativen zu Stromsperren einsetzen. (dpa)