Etiketteberaterin Meike Slaby-Sandte über Missgeschicke

Selbst wenn wir noch so souverän und selbstbewusst sind - es gibt immer Situationen, in denen wir am liebsten im Erdboden versinken möchten. Und nicht immer ist es so amüsant wie die berühmte Nudel in Loriots Gesicht, die eine gewisse Eigenmobilität anzunehmen scheint. Haben Sie als Gast schon einmal ein gefülltes Rotweinglas umgestoßen? Und den Inhalt womöglich noch auf der Kleidung eines anderen verteilt? Oder haben Sie bei einem Empfang plötzlich festgestellt, dass Ihre Strumpfhose eine große Laufmasche hat?

Ausgesprochen peinlich wird es meist durch die Reaktion der anderen. Tuscheln, Gelächter, empörte oder amüsierte Blicke.

"Machen Sie sich nichts draus"

Ich bewundere Menschen, die schlagfertig über eigene Fauxpas lachen können. Denn so fängt man die Situation häufig schnell und souverän auf. Ansonsten ist oft die passende Reaktion von anwesenden Mitmenschen gefragt. Sätze wie "Das ist mir kürzlich auch passiert" oder "Machen Sie sich nichts daraus, so etwas passiert nun mal" helfen der betroffenen Person.

Stellen Sie einen Makel an Ihrem Gegenüber fest, auch an einem Unbekannten, wie etwa einen Riss im Mantel, so hilft ein diskreter, aber direkter Hinweis: "Entschuldigen Sie, ich möchte Sie auf etwas aufmerksam machen. Mir ist gerade aufgefallen, dass Sie einen Riss im Mantel haben." Natürlich ist es der betreffenden Person unangenehm. Aber nun kann sie reagieren. Schlimmer wäre es, wenn sie mit dem Riss im Mantel zu einem wichtigen Geschäftskunden ginge.

Und wenn Sie gleich darauf sagen: "Ich wäre dankbar, wenn man mich auch darauf aufmerksam machen würde, das kann schließlich passieren", zeigen Sie sofort Mitgefühl und keine Häme. Hat eine Kollegin Lippenstift an den Zähnen oder ein Kollege einen großen Fleck auf der Krawatte, so reden Sie nicht lange um den heißen Brei herum. Sagen Sie einfach: "Mir ist gerade aufgefallen, dass..." Und anschließend gehen Sie wieder normal zum Tagesgeschehen über. Damit helfen Sie dem anderen am besten.