Er erschoss sechs Gläubige und starb selbst im Kugelhagel mit der Polizei. Warum Wade P. ein Blutbad anrichtete, ist immer noch unklar.

Oak Creek. Nach dem Blutbad in einem Sikh-Tempel im US-Staat Wisconsin rätseln die Ermittler über das Motiv. Der Täter, der am Sonntag vor und in dem Gotteshaus in Oak Creek bei Milwaukee sechs Menschen erschoss, wurde inzwischen als 40 Jahre alter ehemaliger Militärangehöriger identifiziert. Der Angreifer, Wade P., sei vor seiner Entlassung 1998 im Rang zurückgestuft worden, verlautete aus Behördenkreisen. Der Mann wurde selbst im Schusswechsel mit der Polizei getötet.

Die Ermittlungen führt nach Polizeiangaben das FBI, da von einem Akt des Inlandsterrorismus ausgegangen werde. „Er hat nichts gesagt, einfach angefangen zu schießen“, berichtete ein Mitglied der Gemeinde unter Berufung auf Augenzeugen. Gläubige erklärten, sie hätten den gut 1,80 Meter großen und kahlköpfigen Mann zuvor noch nie in dem Tempel gesehen. Er habe den Anschein erweckt, als verfolge er ein klares Ziel und wisse, wohin er vordringen wolle. Neben einem Polizisten befanden sich am Montag noch zwei weitere Personen in kritischem Zustand.

„Bislang konnte kein Motiv festgestellt werden“, teilte FBI-Spezialagentin Teresa Carlson in der Nacht zum Montag mit. Nach dem Vorfall hatte die Polizei einige Häuser in dem nahegelegenen Vorort Cudahy evakuiert und vier Blocks abgesperrt. Die Sicherheitskräfte durchsuchten ein Zweifamilienhaus. Bei der Evakuierung war nach Angaben der Polizei auch ein Bombenentschärfungskommando vor Ort. Warum dieses gerufen wurde, wurde allerdings nicht ausgeführt.

Obama und indischer Ministerpräsident verurteilen Tat

US-Präsident Barack Obama äußerte sich „zutiefst betrübt“ und sicherte jegliche notwendige Unterstützung zu, um das Verbrechen aufzuklären. Sikhs seien Teil der amerikanischen Familie, betonte er. Der indische Ministerpräsident Manmohan Singh zeigte sich geschockt. Er verurteilte den Anschlag am Montag als „sinnlose Gewalttat“. In New York und Chicago kündigte die Polizei an, dass die dortigen Sikh-Tempel stärker unter Beobachtung gestellt würden.

+++ Sikhs nach Blutbad in Tempel unter Schock +++

„Wir hätten nie gedacht, dass dies unserer Gemeinde passieren könnte“, sagte Mitglied Devendar Nagra in Oak Creek. „Wir haben nie jemandem etwas getan.“ Die 24-jährige Gurpreet Kaur berichtet, ihre Mutter habe mit rund 14 anderen Frauen das Essen in der Küche des Tempels vorbereitet, als der Täter erschien und das Feuer eröffnete. Die Gruppe sei dann zur Speisekammer geflüchtet.

Ein Freund von ihm sei auf den Parkplatz des Tempels gefahren, habe Schüsse gehört und zwei Menschen hinfallen sehen, sagte der 21-jährige Sunny Singh. Der Angreifer habe dann nach Beobachtung des Freundes seine Waffe neu geladen und sei in den Tempel gegangen.

Vor dem Tempel wurden nach Angaben der Sicherheitskräfte drei Tote gefunden, darunter der Täter und ein Polizist. In dem Gotteshaus wurden vier Menschen erschossen. Befürchtungen, Komplizen hielten Frauen und Kinder gefangen, bewahrheiteten sich nicht.

Der Sikhismus ist eine im 15. Jahrhundert in Indien entstandene monotheistische Religion. Sie hat weltweit 27 Millionen Anhänger, davon geschätzte 500.000 in den USA. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2011 hat die in Washington ansässige Sikh-Koalition in den USA mehr als 700 Zwischenfälle gezählt, die von Anwälten auf Islamfeindlichkeit zurückgeführt werden. Sikhs sind zwar keine Muslime, können wegen ihrer Bärte und Turbane aber im Erscheinungsbild ähnlich wirken.