Bei Überschwemmungen in Südrussland sind rund 150 Menschen ums Leben gekommen. Der Präsident lässt prüfen, wie es dazu kommen konnte.

Gelendschik. Durch heftige Regenfälle und Überschwemmungen sind am Wochenende in der russischen Schwarzmeer-Region Krasnodar rund 150 Menschen ums Leben gekommen. Viele ältere Einwohner wurden im Schlaf überrascht und ertranken in ihren Häusern. Tausende Gebäude in der Region rund 1200 Kilometer südlich von Moskau standen unter Wasser. Zum Teil stieg der Wasserpegel bis zur Zimmerdecke.

Den Angaben zufolge fiel innerhalb weniger Stunden so viel Regen wie sonst im Monatsdurchschnitt. Zudem hätten Sturzbäche aus dem angrenzenden Kaukasusgebirge das Gebiet überschwemmt. Augenzeugen berichteten von rund sieben Meter hohen Wellen, die in die Orte hineingeschossen seien.

Präsident Wladimir Putin kündigte bei einem Blitzbesuch am Katastrophenort an, das Krisenmanagement der Behörden zu überprüfen. Auch am Sonntag fiel an einigen Küstenorten weiter Regen. Erst für Montag erwartete der Wetterdienst Besserung.

"Niemand kann sich in der Geschichte an solche Überschwemmungen erinnern. In den vergangenen 70 Jahren hat es nichts Vergleichbares gegeben“, zitierte die Agentur Itar-Tass den Gouverneur Alexander Tkachow. Die meisten Todesopfer gab es in der Gegend um die Stadt Krymsk rund 300 Kilometer nordwestlich von Sotschi, wo Russland 2014 die Olympischen Winterspiele ausrichten wird. Dort starben russischen Agenturberichten zufolge allein 139 Menschen. Neun Opfer gab es im bei Touristen beliebten Küstenort Gelendschik.

Viele Einwohner versuchten sich vor den Wassermassen auf Hausdächer und Bäume zu retten. Aufgrund der Überschwemmungen waren am Wochenende rund 30.000 Gebäude ohne Strom und Gas. Rund 1500 Rettungskräfte waren im Dauereinsatz. Die Polizei nahm erste Plünderer fest.

Ölverschiffung in Noworossiisk vorübergehend gestoppt

Russlands größter Schwarzmeer-Hafen Noworossiisk stoppte wegen des Sturms vorübergehend die Öl- und Getreideverschiffung und schränkte auch den übrigen Betrieb ein. Als erstes konnte am Sonntag die Ölverschiffung wieder aufgenommen werden, nachdem sich die Lage stabilisiert hatte. Noch ist unklar, wie sich die Überschwemmungen auf die Getreideernte auswirken, einem wichtigen Wirtschaftssektor in dem betroffenen Gebiet.

Präsident Putin kündigte bei seinem Besuch in dem Gebiet eine Untersuchung der Katastrophe an. Es soll geprüft werden, ob genug für die Sicherheit der Bevölkerung getan worden sei, sagte Putin am Sonnabendabend. Unter anderem solle untersucht werden, ob die Behörden die Bevölkerung rechtzeitig gewarnt hätten. Auch werde Vermutungen von Einwohnern der Stadt Krymsk nachgegangen, wonach die Flutung eines staatlichen Wasserreservoirs dort zu dem Hochwasser beigetragen habe. Putin kündigte zudem finanzielle Hilfe für die Opfer an.

Bei vergangenen Katastrophen war Putin häufig vorgeworfen worden, zu langsam reagiert zu haben. So etwa bei den Waldbränden vor zwei Jahren oder beim Untergang eines Atom-U-Boots im Jahr 2000 mit 118 Toten.

Mit Material von rtr und dpa