Tote und Verletzte bei Gewittern in Deutschland. Überschwemmungen in Südrussland kosten mehr als 130 Menschen das Leben.

Dresden/Lüneburg/Moskau. Überschwemmungen, Blitz und Donner: In Deutschland sind bei Umwettern drei Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 20 wurden am Freitag verletzt. Ausläufer des Tiefs „Mina“ brachten sintflutartige Regenfälle, Wassermassen und überflutete Straßen. Keller liefen voll, die Feuerwehren waren teilweise im Dauereinsatz. In Sachsen galt am Sonnabend für Teile des Landkreises Görlitz Katastrophenalarm. In Südrussland starben derweil mehr als 130 Menschen bei Hochwasser.

In Heidenau bei Dresden wurde ein neunjähriges Mädchen auf dem Gelände eines Freibads von einem Blitz erschlagen. Ein 23-jähriger Autofahrer wurde bei Lausnitz unter einem umstürzenden Baum begraben. Ein weiterer umstürzender Baum verletzte zwei Menschen. In Lüneburg in Niedersachsen wurde eine Radfahrerin von einem umstürzenden Baum getötet.

Im Gebiet um die Flüsse Schwarzer und Weißer Schöps in Sachsen wurde Katastrophenalarm ausgerufen. Wegen einer neuen Unwetterwarnung am Samstagabend sorgten sich die Rettungskräfte vor allem um das Gelände am Unterlauf des Stausees Quitzdorf bei Niesky.

Mehrere hundert Helfer waren im Krisengebiet im Dauereinsatz, darunter Rettungskräfte der Feuerwehr und des THW. Einer Sprecherin des Landratsamtes zufolge wurden mehrere tausend Sandsäcke verlegt. Im Bernstädter Ortsteil Kemnitz mussten mehrere Häuser evakuiert werden. Bürgermeister Gunter Lange sagte auf MDR Info, dass neun Menschen zeitweise in Sicherheit gebracht werden mussten. Kemnitz sei „total vom Wasser überrollt worden“. Schaden habe es an zehn Häusern, mehreren Brücken, Straßen und am Schwimmbad gegeben.

Nach Angaben des Landratsamtes richteten die Wassermassen auch in den Orten Sohland am Rotstein, Meuselwitz, Döbschütz, Nieder Seifersdorf, Jänkendorf, Markersdorf, Schöpstal und Kodersdorf erhebliche Schäden an. Landrat Bernd Lange geht von Millionenschäden allein an Straßen und Brücken aus. Wegen Überflutung oder Überflutungsgefahr mussten Straßen gesperrt worden, darunter auch die Ab- und Auffahrt Nieder Seifersdorf an der Autobahn A 4.

In Brandenburg ließen die starken Regenfälle die Spree und die Schwarze Elster anschwellen. Am Samstag wurde Hochwasseralarm ausgerufen – allerdings noch die niedrigste Stufe 1. Im Berchtesgadener Land streifte ein Blitz 15 Bergsteiger am Freitag. Dabei wurden alle verletzt, unter ihnen ein zehnjähriger Junge. Im südbayrischen Raisting schleuderte ein Gewittersturm ein 30 mal 10 Meter großes Festzelt ungefähr 20 Meter weit. Vier Menschen wurden verletzt.

In Mecklenburg-Vorpommern ließ der Regen Keller und Straßen überlaufen. Die Insel Usedom war laut Polizei besonders betroffen. In Hessen braute sich ein kleiner Tornado über Gießen zusammen. Die Windhose richtete nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts aber keine Schäden an.

Der Deutsche Wetterdienst gab am Samstag vorsichtig Entwarnung. „Ganz so schlimm wird es erstmal nicht mehr werden“, sagte Meteorologe Christian Herold. „Aber man muss noch vereinzelt mit Gewittern rechnen.“ In Deutschland wird es zum Wochenbeginn ein paar Grad kälter. Die Höchsttemperaturen liegen dann bei 20 bis 26 Grad. „Im Westen wird die Abkühlung stärker sein“, sagte Herold.

In der russischen Region Krasnodar am Schwarzen Meer wurden derweil durch Überschwemmungen mehr als 100 Menschen getötet. „An eine solche Katastrophe kann sich hier niemand erinnern“, sagte der Gouverneur der beliebten Urlaubsregion, Alexander Tkatschow, im Staatsfernsehen. Augenzeugen berichteten von rund sieben Meter hohen Wellen, mit denen das Wasser nach sintflutartigen Regenfällen in die Orte hineingeschossen sei. Zahlreiche vor allem ältere Einwohner wurden im Schlaf überrascht.

Ein fast 24-stündiger Dauerregen überschwemmte fast 1000 Häuser, rund 22.000 Menschen waren ohne Strom. In mehreren Städten wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Auch in Polen, Tschechien und der Slowakei gab es in der Nacht zum Samstag schwere Unwetter.

Bis zum späten Sonnabendabend stieg die Zahl der Todesopfer auf 134 gestiegen. Das berichtete die Agentur Itar-Tass unter Berufung auf das russische Innenministerium. (dpa/abendblatt.de)