Keine Winterstimmung zum Advent: Nach dem warmen November bangen die Wintersport-Orte um die Skisaison. Selbst auf der Zugspitze fiel kein Schnee.

Offenbach/München. Dieser November ist in Deutschland der trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Seit Monatsbeginn hat es kaum geregnet. Auch in den letzten Tagen des Monats sei kein nennenswerter Regen in Sicht, sagte Meteorologe Jens Hoffmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Montag. Der erste Herbststurm des Jahres habe nur dem Norden etwas Niederschlag gebracht, sagte Hoffmann. Im Schnitt seien aber noch nicht einmal fünf Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, einige Regionen in Nordrhein-Westfalen hätten zwei bis fünf Liter pro Quadratmeter abbekommen. Am Donnerstag, dem ersten Tag des meteorologischen Winters, ziehen Regenwolken von Westen auf, aber im größten Teil Deutschlands bleibt es auch dann weiter trocken.

Selbst in den Alpen gab es ungewöhnlich hohe Temperaturen und kaum Schnee. Es war im Schnitt um bis zu sechs Grad wärmer als in den vergangenen Jahren, wie der Leiter der DWD-Regionalzentrale München, Volker Wünsche, mitteilte. Auch dort war der November deutlich zu trocken. Auf der Zugspitze sei im November keine einzige Schneeflocke gefallen.

Umgekehrt brach die Sonnenscheindauer im November ebenfalls alle Rekorde. Auf dem Großen Arber, dem höchsten Berg des Bayerischen Waldes, ließ sich die Sonne in diesem Monat mehr als 200 Stunden blicken. Das ist fast fünfmal so viel wie in den Vorjahren.

„Erst im Lauf des Freitags erreicht eine ernstzunehmende Kaltfront die Alpen“, sagte Meteorologe Hoffmann. Sie bringe Meeresluft aus polaren Breiten nach Deutschland - mit Niederschlägen, die in den Alpen als Schnee fallen. Ein nachhaltiger Wintereinbruch sei aber nicht zu erwarten.

Auch in den österreichischen Alpen tanzt der Herbst völlig aus der Reihe. Am Sonnblick in 3100 Metern Höhe lagen die Temperaturen im Durchschnitt bei minus 1,5 Grad und damit rund 2,5 Grad über dem langährigen Mittelwert. Der Klimatologe Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien vermutet, dass er diesen Wert bis zum Ende des meteorologischen Herbstes am 30. November noch einmal um ein paar Zehntelgrad in Richtung „zu warm“ korrigieren muss.

„Aber über den Winter ist damit noch keine Aussage getroffen“, erklärte er. Zwar mussten einige österreichische Skigebiete die für dieses Wochenende angesetzte Eröffnung verschieben, da dort - wie in Südtirol und im italienischen Aosta-Tal - nicht einmal Schneekanonen befahrbare Pisten schaffen konnten. Der Winter könne aber trotzdem noch viel Schnee und Kälte bringen, meint Orlik.

Auch die Ski-Gebiete der italienischen Alpen bangen um die Saison, die am 3. Dezember eröffnet werden soll. Die römische Zeitung „La Repubblica“ berichtete, es sei zu warm für den Einsatz künstlichen Schnees. In den beliebten Wintersport-Orten wie Cortina und Madonna di Campiglio sei höchstens ein Zehntel der Pisten geöffnet. „Blümchen statt Schnee - die Welt steht Kopf“, kommentierte das Blatt.

Weiter südlich an der Küste der Toskana - etwa im Luxus-Seebad Forte dei Marmi - freut man sich hingegen über die frühlingshaften Temperaturen. „Wunderbar. Wir werden den Touristen Sonnenschirme und Liegestühle zur Verfügung stellen“, erklärte der Bürgermeister des Ortes, Umberto Buratti.