Wer den Glücksatlas Deutschland 2011 aufschlägt, wird erkennen: In Hamburg leben die glücklichsten Menschen der Republik. Thüringen Schlusslicht.

Berlin. Die glücklichsten Deutschen leben in Hamburg. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Experten am Dienstag in Berlin vorstellten. Auf einer Skala von 0 bis 10 lag die Lebenszufriedenheit der Hamburger bei 7,38 Punkten. Am wenigsten zufrieden sind die Menschen in Thüringen (6,45 Punkte). Insgesamt hole der Osten aber in Sachen Glücksgefühl immer weiter auf, hieß es. Der Abstand zu Westdeutschland betrage derzeit nur noch 0,3 Punkte - nach der Wende waren es noch 1,3. „Die Deutschen sind heute so zufrieden wie in den letzten zehn Jahren nicht mehr“, sagte Studienleiter Prof. Bernd Raffelhüschen. Die Untersuchung basiert unter anderem auf einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach.

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Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen, der die Untersuchung zusammen mit Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach geleitet hatte: "Fast überall gilt außerdem: Frauen sind glücklicher als Männer." Nur in Hannover seien die Männer - aus unbekanntem Grund - zufriedener. Ferner fanden die Forscher heraus: Die Jüngeren bis 30 und die Menschen nach der Familienphase sind glücklicher. "Dazwischen hat das Glück eine Delle", sagte Raffelhüschen. Die zehn wichtigsten Fakten zum Glück:

Der Glückswert sieben ist so hoch wie zuletzt im Jahr 2001. Er sank bis 2005 und steigt seit etwa 2009 kontinuierlich an. Daraus lässt sich schließen, dass die Finanzkrise die Lebenszufriedenheit wenig beeinflusst hat.

Männer und Frauen sind zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr am glücklichsten, zwischen 40 und 50 am unglücklichsten. Mit dem Alter nimmt die Lebenszufriedenheit wieder zu: Ab 65 Jahren ist erneut das Niveau von 30-Jährigen erreicht. Im hohen Alter geht die Zufriedenheit dann etwas zurück.

Verheiratete und in fester Partnerschaft lebende Menschen sind glücklicher als Alleinstehende. Im Zusammenhang mit einer Scheidung sinkt der Zufriedenheitswert, erholt sich aber wieder. Allerdings bleiben Geschiedene weniger glücklich als Verheiratete, vor allem, wenn sie keinen neuen Partner finden.

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Kinder haben keine Auswirkung auf die Lebenszufriedenheit der Eltern. Der Wert bei Paaren ohne Kinder entspricht etwa dem der Paare mit zwei Kindern. Wer ein Kind beziehungsweise drei Kinder und mehr hat, ist etwas weniger zufrieden.

Mit vielen sozialen Kontakten sind Menschen glücklicher als ohne. In Süddeutschland spielt Geselligkeit eine größere Rolle als in Ostdeutschland.

Ein hohes Nettoeinkommen macht glücklich - bis zu einem bestimmten Punkt: Ab einem Nettoverdienst von etwa 5000 Euro tritt ein Gewöhnungseffekt ein und die Zufriedenheit steigt nicht mehr.

Sport ist ein Glücksfaktor, ebenso der gelegentliche Genuss von Alkohol. Häufiger Konsum von Bier, Wein etc. dagegen verringert die Zufriedenheit.

Menschen ohne Arbeit sind erwartungsgemäß deutlich weniger glücklich als Menschen mit Arbeit.

Die Arbeitszufriedenheit ist trotz hoher Erwartungen an den Beruf hoch. Die überwiegende Mehrheit sieht das, was sie in ihrem Beruf erwartet, als erfüllt an. 76 Prozent macht ihre Arbeit Spaß. Unzufrieden sind Berufstätige mit der Entlohnung, Aufstiegsmöglichkeiten und dem Arbeitsdruck. 28 Prozent fühlen sich beruflich überfordert.

Anerkennung der eigenen Leistung steigert die Arbeitszufriedenheit. Ebenso wichtig sind Spaß an der Arbeit sowie die Sicherheit des Arbeitsplatzes und der Umgang mit Kollegen und Mitarbeitern. Diese Faktoren sind wichtiger als Entlohnung oder Stress.

Glück kann man übrigens lernen, sagt der Therapeut und Glücksexperte Ernst Fritz-Schubert. Auf dem Weg dahin helfen kleine Tricks. So sollte man sich das Positive bewusst machen und Abstand bekommen. Aus der Distanz betrachtet wirkten Probleme meistens nicht mehr so groß, sagt Fritz-Schubert. Um dem nachzuhelfen, reiche es, auf einen Stuhl zu steigen, wenn einem alles zu viel wird: "Stellen Sie sich vor, in einem Ballon aufzusteigen und das Problem von oben anzuschauen. Und Sie werden feststellen, dass es eigentlich klein ist." Eine Alternative sei eine Frage an sich selbst: "Welche Rolle spielt das Problem in einem Monat?" Der zeitliche Abstand mache oft deutlich, dass Sorgen unbegründet seien.

Studienleiter Bernd Raffelhüschen verwies auf die im Vergleich zu Thüringen oder Brandenburg gute Gesundheitsversorgung in Hamburg, das große kulturelle Angebot und die vergleichsweise geringe Zahl an Single-Haushalten – alles Faktoren, die die Lebenszufriedenheit beeinflussen. Zugleich betonte er, dass ein hohes Einkommen allein nicht ausreiche, um ein Glücksgefühl hervorzurufen. Die Einkommensentwicklung in den vergangenen Jahren lasse sich nicht entsprechend in Verbindung bringen mit der Entwicklung der Zufriedenheit.

Doch Geld gehört dazu, um zufrieden zu sein: Je höher der Nettoverdienst, umso glücklicher sind die Leute – bis zu einem bestimmten Punkt: Ab einem Nettoverdienst von etwa 5.000 Euro tritt ein Gewöhnungseffekt ein und die Zufriedenheit steigt nicht mehr.

"Heirat macht glücklich“

Frauen sind im allgemeinen glücklicher als Männer, allerdings nur bis zu einem Alter von 60 bis 65 Jahren. Als mögliche Erklärung nannte Raffelhüschen, dass viele ältere Frauen verwitwet seien. Am glücklichsten sind die Jüngeren im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, am unzufriedensten die Bundesbürger mittleren Alters.

Wer in einer intakten Partnerschaft oder Ehe lebt, ist glücklicher als Singles, verwitwete oder geschiedene Personen. "Heirat macht glücklich“, sagte Raffelhüschen. Allerdings pendele sich das individuelle Glücksgefühl einige Jahre nach der Eheschließung wieder auf einen Durchschnittswert ein.

Nicht unbedingt glücklich machten Kinder, erklärte der Freiburger Experte. Paare ohne Kinder sind der Untersuchung zufolge sogar zufriedener als Paare mit einem Kind beziehungsweise drei oder mehr Kindern. Bei Paaren ohne beziehungsweise mit zwei Kindern ist das Zufriedenheitsniveau etwa gleich groß.

Arbeitslose deutlich unzufriedener als Berufstätige

Einen hohen Stellenwert hat die Arbeit: Große Zufriedenheit mit der Arbeit geht einher mit einer hohen Lebenszufriedenheit. Arbeitslose sind deutlich unzufriedener als Berufstätige. Entscheidend für die Arbeitszufriedenheit sind noch stärker als die Entlohnung Faktoren wie Anerkennung der Leistung beziehungsweise eine Arbeit, die Spaß macht und den eigenen Fähigkeiten entspricht, wie eine Allensbach-Umfrage unter 1.800 Bundesbürgern ergab.

Für den Glücksatlas ausgewertet wurden Daten des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) für den seit 1984 regelmäßig Umfragen in rund 11.000 Haushalten durchgeführt werden. Faktoren waren Einkommen, Beruf, Familie, Gesundheit und Kultur. Die SOEP-Daten von 2009 wurden teilweise aktualisiert durch die Allensbach-Umfrage vom Frühjahr 2011.

Mit Material von dapd