Der Chef des Hauses Preußen, Georg Friedrich, heiratet standesgemäß Sophie Prinzessin zu Isenburg. Die Zeremonie findet in Potsdam statt.

Potsdam. Calitor, Gulan, Salon, Nero, Phantolist und Parey kommen aus einem guten Stall. Und sie haben gute Nerven. Die müssen sie auch haben, die sechs rassigen Füchse. Scheuen dürfen sie nicht, wenn sie am kommenden Sonnabend den Auftrag ihres Lebens bewältigen. Die sechs Warmblüter vom brandenburgischen Landes- und Hauptgestüt in Neustadt an der Dosse, sollen, an Tausenden von Schaulustigen vorbei, den blauen Landauer durch Potsdam ziehen, in dem Sophie Prinzessin zu Isenburg, 33, und Georg Friedrich Prinz von Preußen, 35, die erste Strecke des gemeinsamen Glücks zurücklegen wollen.

Die edlen Pferde werden ihre Sache gut machen. Auch wenn sie nicht wissen, wen sie da durch Potsdam kutschieren. Es ist der Ururenkel des letzten Kaisers und Königs von Preußen Wilhelm II. Und wenn der Monarch nicht 1918 abgedankt hätte und Deutschland noch eine Monarchie wäre, dann wären Georg Friedrich und Sophie unser Kaiserpaar.

Am Sonnabend werden sich der protestantische Adelige und seine katholische Verlobte in einer ökumenischen Zeremonie in der Potsdamer Friedenskirche das Jawort geben. Mehr als 700 Gäste sollen dabei sein, Fürsten, Grafen und Prinzessinnen, vor allem aus dem deutschen Hochadel. Die "erste Riege" der europäischen Königshäuser und des Hochadels wird vermutlich nicht an den Feierlichkeiten in Potsdam teilnehmen. "Die anderen großen Familien werden aber Vertreter schicken. Das gehört sich einfach so", sagt ARD-Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert. Sie alle dürften berührt sein. Von der Blütenpracht der blauen und weißen Rittersporne, die das Kirchenschiff schmücken. Von den Orgelklängen und den Rhythmen des Blechbläserensembles des dänischen Königshauses. Und natürlich von der Braut. Ihr Vater Franz Alexander Fürst von Isenburg wird mit ihr in einem silberfarbenen Rolls-Royce zur Kirche fahren. Ihr Kleid ist ein wohlgehütetes Geheimnis. So viel aber hat das Haus Hohenzollern schon verlauten lassen: Die Braut wird ein kostbares Diadem aus dem Familienschmuck der Isenburgs tragen.

Was für den Lebensstil des Paares aber symptomatisch ist, das ist das Zusammenspiel von Moderne und Tradition. Georg Friedrich ist alles andere als ein Ewiggestriger. Und er ist kein Schnösel. Er ist in einem Einfamilienhaus in Fischerhude bei Bremen aufgewachsen, in Berlin bewohnte er eine Zweizimmerwohnung. Der Prinz steht mitten im Leben. Er empfindet die Begegnung mit anderen Kulturen als große Bereicherung. So wie sein Großvater Louis Ferdinand, der in den 20er-Jahren in den USA am Fließband der Autofabriken von Ford stand.

Georg Friedrich hat in Schottland sein Abitur gemacht, in Ecuador im Rahmen seines Betriebswirtschaftsstudiums in einer Pharmafirma berufliche Erfahrungen gesammelt. Heute arbeitet er in Rostock als Unternehmens- und Existenzgründungsberater mit Wissenschaftlern, die sich darüber Gedanken machen, wie sich neue Ideen aus dem Hochschulbereich in die Praxis umsetzen lassen. Er ist ein moderner Mensch. Der Tradition fühlt sich der Major der Reserve dennoch verpflichtet. Immerhin ist er seit dem Tod seines Großvaters Prinz Louis Ferdinand im September 1994 der Chef des Hauses Hohenzollern. Sein Vater, der ebenfalls Louis Ferdinand hieß, war zu dem Zeitpunkt schon lange verstorben. Er kam 1977 bei einer Bundeswehrübung ums Leben. Damals war der Sohn ein Jahr alt. Heute präsentiert er die Familie nach außen. Der Prinz engagiert sich intensiv als Vorstandsvorsitzender der einst von seiner Großmutter für Flüchtlingskinder gegründeten Kira-von-Preußen-Stiftung. Die kümmert sich um sozial benachteiligte Kinder, die auf der Hohenzollernburg in Hechingen ihre Ferien verbringen dürfen. Adel verpflichtet aber auch in Liebesdingen. Ein Oberhaupt des Hauses Hohenzollern, darf nicht unter Stand heiraten. Das ist ein Privatgesetz der Familie.

Sophie Prinzessin von Isenburg entstammt einem jahrhundertealten Adelsgeschlecht. Sie ist keine Prinzessin auf der Erbse. Sie gilt als bodenständig, ohne Standesdünkel. Wie ihr künftiger Ehemann hat sie Betriebswirtschaft studiert. Sophie Prinzessin von Isenburg, die aus Hessen kommt, arbeitet in Berlin in einem Unternehmen, das gemeinnützige Organisationen berät. Sie kennen sich schon aus Kleinkindertagen. Seit mehreren Jahren sind beide ein Liebespaar. Anfang Juli sah man sie auch unter den Hochzeitsgästen von Prinz Albert und Charlene Wittstock in Monaco. An diesem Wochenende sind sie die Hauptpersonen. Das internationale Interesse an ihrer Trauung wird vergleichsweise gering sein. Für Georg Friedrich und Sophie ist das kein Nachteil. Sie leben diskret, lieben die leisen Töne. Sie können die Fahrt im Landauer mit den sechs Pferden genießen, um den Park von Sanssouci herum zu den Neuen Kammern, wo sie einen Empfang geben.