Der russische Nachrichtensatellit Express AM-4 ist nach dem Start auf eine falsche Umlaufbahn geraten. Kann er doch genutzt werden?

Berlin/Moskau. Mit Ratlosigkeit und Spott ist in Russland die dritte Satellitenpanne der Raumfahrtnation innerhalb von neun Monaten aufgenommen worden. Techniker in Moskau forschten mit Hochdruck nach den Gründen, warum der mit europäischer Hilfe konstruierte Nachrichtensatellit Express AM-4 nach dem Start auf eine falsche Umlaufbahn geraten konnte. „Wir prüfen, ob wir ihn nicht doch nutzen können“, sagte ein russischer Experte am Freitag der Staatsagentur Ria Nowosti. Regierungschef Wladimir Putin zeigte sich „beunruhigt“ von der Panne.

Der mehr als fünf Tonnen schwere Satellit war am Vortag vom Weltraumbahnhof Baikonur aus ins All geschossen worden. Express AM-4 sollte mit zehn Antennen 15 Jahre lang fast das gesamte Gebiet der Ex-Sowjetunion abdecken. Allerdings zündete der Beschleunigungsblock der Rakete aus ungeklärten Gründen nur vier der fünf Triebwerke.

„Die Berechnungen des Fluges wurden wohl nach einer Wodka-Orgie gemacht“, spotteten russische Blogger im Internet. Andere vermuteten Betrug. „Die haben sicher nur eine Kanne Milch statt eines Satelliten hochgeschossen und kassieren jetzt die Versicherungssumme von sieben Milliarden Rubel (etwa 168 Mio Euro)“, meinte ein User.

Erst im Februar hatte eine russische Rakete den Militärsatelliten Geo-IK 2 in eine falsche Umlaufbahn geschickt. Davor waren im Dezember drei Satelliten, die für das russische Navigationssystem Glonass vorgesehen waren, nach dem Start in den Pazifik gestürzt.

Nach dem Ende des US-Spaceshuttle-Programms ist Moskau mit seinen Sojus-Raumschiffen Monopolist bei der Versorgung der Internationalen Raumstation ISS. Russlands bemannte Raumfahrt gilt als zuverlässig.