Der Prozess gegen Jörg Kachelmann ist vorbei – nun duellieren sich der Wettermoderator und seine Ex-Geliebte über die Medien. Der freigesprochene Schweizer gibt sich entschlossen.

Mannheim. Nach dem Prozess die Schlammschlacht? Jörg Kachelmann ist vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen, nun hat der Kampf um die mediale Deutungshoheit begonnen: Erstmals äußert sich die Nebenklägerin in einem Interview mit der Illustrierten „Bunte“ – und Kachelmann, der bereits in der Wochenzeitung „Die Zeit“ gesprochen hat, legt nun in einem Gespräch mit der schweizerischen „Weltwoche“ nach – mit harschen Angriffen gegen die „deutsche Gaga-Justiz“.

Überraschend ist der Auftritt der Nebenklägerin, die bislang jede Öffentlichkeit scheute und auch auf Fotos nur gepixelt zu sehen war. Nun lässt sich die Frau auf der Titelseite der „Bunten“ ablichten - ein Zurück in die Anonymität dürfte es für sie in absehbarer Zeit nicht geben. Sie zeigt sich tief enttäuscht von der Justiz: „Ich würde jeder Frau abraten, ihren Peiniger anzuzeigen, wenn dieser reich ist und sich mit Geld freikaufen kann“, sagt sie im Gespräch mit der „Bunten“. „Solange wir in einem Täterstaat leben, ist es besser, als Frau den Mund zu halten.“

Die „Bunte“ hatte schon mehreren Ex-Geliebten Kachelmanns ein Forum geboten. Das Gericht hatte in der Urteilsbegründung die bezahlten Interviews verschiedener Zeuginnen kritisiert.

Doch wenn schon nicht die Richter überzeugen konnte, so versucht die Nebenklägerin nun geradezu verzweifelt, wenigstens das Urteil der Öffentlichkeit für sich zu gewinnen. „Wer mich und ihn kennt, zweifelt keine Sekunde daran, dass ich mir diesen Wahnsinn nicht ausgedacht habe. Ich bin keine rachsüchtige Lügnerin!“

Die Verteidigung habe „Rufmord“ an ihr begangen und „Verleumdungen“ in die Welt gesetzt. Bei Kachelmann – den sie im Gespräch nur „JK“ nennt – analysiert sie eine „dissoziale Persönlichkeitsstörung“ und „Größenwahn“ – im Gegensatz übrigens zum Gutachten des gerichtlichen Sachverständigen. Schließlich äußert sie eine dunkle Befürchtung: „Ich rechne damit, dass JK und seine Anwälte alles tun werden, um mich weiter zu quälen und zu terrorisieren. Bis sie mich irgendwann komplett vernichtet und besiegt haben. Ein Soziopath muss so vorgehen.“

Im Gespräch mit der „Weltwoche“ wiederholt Kachelmann seine Drohung, gegen jeden vorzugehen, der behauptet, er sei gewalttätig gewesen. Und der Ex-Geliebten prophezeit er: „Früher oder später werden sich die Gerichte mit ihr befassen.“

Vor allem aber wettert der Schweizer, der einfühlsam vom „Weltwoche“-Chef Roger Köppel befragt wurde, gegen die deutsche beziehungsweise Mannheimer Justiz: Die Staatsanwälte seien eine „Gefahr für den Rechtsstaat“ und „durchgeknallt“, die Justiz „pervertiert“, sagt Kachelmann. „Ich wusste, dass das Gericht alles unternehmen würde, um mir eine Straftat anzuhängen, die ich nicht begangen hatte.“ Vor Gericht hat Kachelmann geschwiegen – jetzt schaltet er auf Angriff: „Der Kampf fängt erst an.“ (dpa)