Sandra und Reinhard Schlitter sind erstmals in einer Talkshow zu Gast. In der ARD erzählen sie auch von dem Plan, einen Opferhilfeverein zu gründen.

Grefrath/Hamburg. Über ein halbes Jahr nach dem Verschwinden ihres Sohnes sprechen die Eltern des ermordeten Mirco aus Grefrath erstmals im deutschen Fernsehen. In der ARD-Talkshow "Beckmann" äußern sich Sandra und Reinhard Schlitter über ihr Bemühen um eine Rückkehr zur Normalität. "Unsere große Tochter hat gefragt: Mama, darf ich jetzt noch lachen oder darf ich das nicht mehr?“, sagte Mircos Mutter zu Moderator Reinhold Beckmann bei der Aufzeichnung der Sendung in Hamburg. Sie habe sie dazu ermutigt: "Wenn es dir gut geht zu dem Zeitpunkt, dann habe deinen Spaß.“ Insgesamt seien Mircos drei Geschwister jedoch nach dem Tod ihres Bruders alle "ein Stück weit ruhiger und nachdenklicher geworden“.

Der Auftritt in der "Beckmann“-Sendung, die am heutigen Montag um 22.45 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird, ist der erste Auftritt der Eltern in einer Talksendung seit der Ermordung ihres Sohnes. Der zehnjährige Mirco war am Abend des 3. September 2010 von einer Skateranlage nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Fast fünf Monate war sein Schicksal unklar. Im Januar wurde ein 45-jähriger Familienvater festgenommen, der den Missbrauch und die Tötung von Mirco gestand.

Bei "Beckmann“ erzählen Sandra und Reinhard Schlitter auch davon, dass sie planen, anderen betroffenen Familien zu helfen und einen Verein zu gründen: "Es sind Ideen da: Wie kann ich Menschen helfen, die Ähnliches erlebt haben, und wie kann ich sie durch Gespräche und Austausch auffangen?“ Ein Problem für die Familien seien häufig die Schuldzuweisungen. "Daran gehen ganz oft Ehen kaputt. Und die anderen Kinder werden vernachlässigt, weil sie wegen dem vermissten oder verlorenen Kind beiseite gerückt sind.“

Nach Mircos Tod hätten sie und ihre drei weiteren Kinder keine spezielle psychologische Betreuung gesucht. "Durch unseren Familienzusammenhalt sind wir sehr eng miteinander. Und ich denke, das spüren auch unsere Kinder.“ Die Familie finde Kraft und Mut im starken Glauben an Gott, sagte Sandra Schlitter. "Das Leben geht weiter. Ich möchte mich nicht verschanzen, das wäre nicht ich.“

Reinhard Schlitter erläuterte: "Wir haben bei uns zuhause jeden Abend ein Treffen gehabt und gesagt: Wir reden miteinander, wir lesen zusammen in der Bibel und haben eine intensive Gebetszeit. Wo jeder ausdrücken konnte, was er erwartet oder was in einem vorgeht.“ Es seien die Familienmitglieder gewesen, die einen getragen hätten und bei denen man habe Kraft schöpfen können. (dapd/dpa)