1200 Menschen waren bei der Trauerfeier für ermordeten Mirco in Grefrath. Die Eltern wenden sich in einem Brief an die Gemeinde.

Grefrath. "Bei allem Schmerz wissen wir Mirco in der Hand Gottes geborgen", heißt es in der Traueranzeige der Familie des ermordeten Jungen aus Grefrath. Mit einem bewegenden Trauergottesdienst haben gestern Abend, fünf Monate nach seinem Verschwinden, 1200 Menschen, darunter viele Freunde, Mitschüler und Nachbarn, des Zehnjährigen gedacht. Rote Grablichter leuchten vor der Laurentius-Kirche im niederrheinischen Grefrath.

Der Gottesdienst wurde auf eine Leinwand auf dem Markt übertragen

Daneben haben Trauernde einen Teddybären gelegt. "Wir werden dich niemals vergessen", liest ein kleines Mädchen seiner Freundin vor. Der Satz steht auf einem Schild mit Mircos Bild. An einem Faden hält das Mädchen einen weißen Luftballon, darauf ein Wunsch: "Ruhe in Frieden". 500 Ballons lassen die Menschen in den Abendhimmel steigen. Mirco war in der vergangenen Woche tot aufgefunden worden, nachdem der festgenommene mutmaßliche Mörder Olaf H., 45, ein Geständnis abgelegt hatte.

Glockengeläut, danach ist es still auf dem Marktplatz neben der Kirche. Der Gottesdienst wird live auf eine Leinwand übertragen. Langsam erfüllt das Cello mit seinen sanften Tönen die vollbesetzte Kirche mit Musik. Viele Trauergäste blicken auf das große Foto von Mirco im Altarraum. Einige haben Tränen in den Augen. "Mirco ist Opfer der Willkür und Gewalt eines Starken geworden", sagt Pfarrer Johannes Quadflieg. Sein schrecklicher Tod habe alle erschreckt, bestürzt und mit tiefer Trauer erfüllt.

Der Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden, Roman Siewert, spricht in seiner Predigt von "unsäglichem Leid", das der Täter über beide Familien gebracht habe. "Das Geschehene macht Angst, es löst unzählige Fragen aus", sagt Siewert. Die Familie nimmt nicht an dem Gottesdienst teil. Siewert verliest einen Brief der Eltern an die Trauergäste, in dem sie an ihren Sohn erinnern. Mirco sei lebenslustig, freiheitsliebend, eigensinnig und eine Sportskanone gewesen, heißt es in dem Schreiben. "Wenn er groß ist, wollte er Bauer werden." Nach Mircos Verschwinden gab der Glaube Rückhalt: "Wir als Familie haben in der Zeit Trost gefunden durch gemeinsames Gebet, Lobpreis und Bibellese." Der 26. Januar, der Tag der Festnahme und des Geständnisses des mutmaßlichen Täters, sei "ein ganz harter Tag für uns" gewesen, heißt es in dem Brief weiter. "Entsetzlich und grausam, unser Sonnenschein Mirco kommt nicht wieder." Doch es gebe die Hoffnung, "Mirco im Himmel wiederzusehen".

Mircos Familie gehört der freikirchlichen Christengemeinde "Evangeliums-Haus" in Krefeld an. In einem Gespräch mit "GEISTbewegt", der Zeitschrift der Pfingstbewegung, erinnerten sich Mircos Eltern an die Wochen nach dem Verschwinden ihres Sohnes. "Wir wollten in den ersten Tagen am liebsten gar nicht mehr das Haus verlassen, weil wir befürchteten, einen wichtigen Anruf zu verpassen", sagte Mutter Sandra S. Immer hätten ein frisch gebackener Kuchen oder duftende Kekse auf dem Tisch gestanden. "Damit auch Gebackenes da ist, wenn der Mirco wieder nach Hause kommt." In dieser Zeit habe sich die Familie jeden Abend zum Gebet getroffen. "Wir baten Gott für Mirco und auch für den Menschen, der sein Verschwinden zu verantworten hat."

Die Eltern haben noch einen Sohn und zwei Töchter

Nach der Festnahme von Olaf H. habe sich auch Erleichterung eingestellt, "dass wir nun nicht mehr zwischen Hoffen und Bangen leben müssen", sagte Sandra S., die außer Mirco noch einen Sohn und zwei Töchter hat. Aus der Bevölkerung in Grefrath habe es stets eine große Anteilnahme gegeben. "Wir bekamen sogar Anrufe und E-Mails aus den USA, Afrika und Irland", sagte Mircos Vater Reinhard S.

Seit einer Woche sitzt der mutmaßliche Mörder des Schülers in Untersuchungshaft. Der 45-Jährige - selbst Vater dreier Kinder - hat gestanden, den Jungen am 3. September vergangenen Jahres getötet zu haben. Der Telekom-Mitarbeiter gab als Motiv Frust über beruflichen Stress an.