Bei der Massenpanik in Oberhausen waren 60 zumeist weibliche Fans der DSDS-Kandidaten verletzt worden. Polizei kritistiert die Stadt.

Oberhausen. Die Massenpanik bei einer Autogrammstunde mit Teilnehmern der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) ist offenbar relativ glimpflich ausgegangen: Zwar seien 60 Menschen verletzt worden, doch entgegen erster Berichte hat es bei den Vorfällen vom Sonntag in Oberhausen doch keine Knochenbrüche gegeben. "Frakturen haben sich bislang nicht bestätigt“, berichtete eine Polizeisprecherin am Dienstag über erste Ergebnisse der medizinischen Untersuchungen. Insgesamt 28 Menschen – meist weibliche Jugendliche und Kinder – waren nach der außer Kontrolle geratenen Autogrammstunde unter anderem mit Zusammenbrüchen oder Prellungen im Krankenhaus behandelt worden. Die letzten beiden verletzten Jugendlichen seien am Dienstag aus dem Krankenhaus entlassen worden, teilte das CentrO Management in Oberhausen mit.

Die Staatsanwaltschaft prüfe derzeit noch die Einleitung von Ermittlungen, hieß es bei der Polizei weiter. Zu der Autogrammstunde waren an die 20.000 Menschen gekommen – maximal 5000 hatten die Veranstalter erwartet. Als die Autogrammstunde wegen Überfüllung abgebrochen und die Türen des Einkaufszentrums geschlossen wurden, drückte die vor dem CentrO wartende Menge nach. Es gab vor den Türen ein Gedränge und Massenhysterie.

Nach den Vorfällen steht nun auch die Stadt Oberhausen in der Kritik. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstagausgabe): „Diese fatale Autogrammstunde hätte niemals stattfinden dürfen. Sie ist das Ergebnis eines Komplettversagens der Stadt Oberhausen.“ Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt inzwischen gegen unbekannt.

Wendt warf den Verantwortlichen vor, offenbar nichts aus der Loveparade-Tragödie im vergangenen Jahr im benachbarten Duisburg gelernt zu haben. „Es ist unfassbar, wie leichtfertig die Sicherheitsrisiken einer Autogrammstunde mit tausenden Fans in Oberhausen ignoriert wurden“, sagte er der Zeitung. Die Stadt hätte eine Veranstaltung dieser Größe auf keinen Fall auf bloßen Zuruf des Veranstalters Centro einfach abnicken dürfen. Wendt warf den Verantwortlichen des Einkaufszentrums Centro vor diesem Hintergrund falsche Prioritäten vor. „Offenbar ging ihnen Kommerz vor Sicherheit. Sie durften sich als Veranstalter nicht blind auf die RTL-Schätzung zum Fanaufkommen verlassen.“

Zumal es nicht der erste Fall einer Panik wegen unerwartet großen Andrangs bei einer „DSDS“-Autogrammstunde von RTL war, wie Wendt sagte. Bereits im vergangenen Jahr war eine solche Veranstaltung wegen großen Andrangs vorzeitig beendet worden.

Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt unterdessen gegen unbekannt. Nähere Einzelheiten wollte ein Sprecher nicht nennen. „Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen“, sagte er zur Begründung. Nun müsse geklärt werden, ob jemand für die Vorkommnisse am Centro verantwortlich gemacht werden könne und wenn ja, wer.

Unterdessen gibt es weiteren Trost für die verletzten DSDS-Anhänger: RTL plant, die stationär in einem Krankenhaus behandelten Fans würden für Sonnabend zu einem Treffen mit den Kandidaten Pietro, Sarah & Co eingeladen. Dies bestätigte eine RTL-Sprecherin am Dienstag in Köln. (dpa/dapd)