Die Bezirksregierung erklärte, die DSDS-Autogrammstunde musste nicht genehmigt werden. Die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung.

Oberhausen. Nach der Massenhysterie bei einer DSDS-Autogrammstunde mit 60 Verletzten in Oberhausen sind Fragen zu den Sicherheitsauflagen laut geworden. Die Bezirksregierung Düsseldorf erklärte am Montag, die Veranstaltung habe bei den überregionalen Behörden nicht genehmigt werden müssen. Die Polizei ermittelt inzwischen wegen fahrlässiger Körperverletzung. Die Staatsanwaltschaft Duisburg hat inzwischen Ermittlungen aufgenommen. Die Polizei habe ihre Unterlagen zu dem Unglück übermittelt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Nun werde geprüft, ob sich das Verfahren gegen Unbekannt oder einen speziellen Beschuldigten richten werde.

Der Privatsender RTL will vorerst nicht dazu Stellung nehmen, wie es zu der Massenpanik mit etwa 60 verletzten Kindern und Jugendlichen bei einer Autogrammstunde mit sechs Kandidaten der Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) kommen konnte. Für RTL gehe es jetzt erst einmal nicht um die Klärung der Schuldfrage, sagte RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer am Montag in Köln.

Nach den schrecklichen Vorfällen bei der Loveparade im vergangenen Sommer in Duisburg hatte das nordrhein-westfälische Innenministerium einen verschärften Erlass für Großveranstaltungen herausgegeben. Die neue Genehmigungsregelung bezieht sich aber nur auf Veranstaltungen unter freiem Himmel und mit mehr als erwarteten 5000 Teilnehmern.

Zu der Autogrammstunde in dem Oberhausener Einkaufszentrum Centro hatte der Privatsender RTL nach Angaben der Stadt nur maximal 5000 Teilnehmer angemeldet - tatsächlich kamen aber 19.000 Menschen. „Wir haben kein Sicherheitskonzept von der Stadt bekommen, und wir mussten auch nicht informiert werden“, sagte der Sprecher der zuständigen Bezirksregierung, Bernhard Hamacher.

Nachdem am Sonntag bereits 4000 Fans im Einkaufszentrum waren, hatte der Veranstalter die Türen geschlossen. Viele Tausende mussten draußen bleiben und drängten nach. 28 Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren erlitten Knochenbrüche, Kreislaufzusammenbrüche oder Schocks und mussten ins Krankenhaus gebracht werden, wie Polizei und Feuerwehr mitteilten. Mädchen lagen sich weinend in den Armen, berichteten Augenzeugen. Bei ihnen wurden böse Erinnerungen an die Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg im Sommer wach.

Der Sender hatte das Event zuvor auf seiner Homepage angepriesen: „Die Gelegenheit für alle DSDS-Fans die Superstar-Anwärter hautnah zu erleben.“ RTL betonte am Sonntagabend allerdings, der Veranstalter sei das Einkaufszentrum gewesen. „Es war nicht abzuschätzen, dass so viele kommen“, sagte RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer.

Vor etwa einem Jahr sei es schon einmal bei einer DSDS-Autogrammstunde in Duisburg zu einer Panik gekommen, erinnerte sich ein Polizeisprecher am Montag. Damals seien ebenfalls mehr Fans gekommen als erwartet, „jede Menge Mädels“. Es habe auch mehrere Leichtverletzte gegeben.

Sicherheitserlass wird geprüft

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) lässt nach der Massenhysterie bei der DSDS-Autogrammstunde in Oberhausen prüfen, ob der Sicherheitserlass für Großveranstaltungen nachgebessert werden muss. Die Ereignisse in Oberhausen mit etwa 60 Verletzten zeige, „dass wir sehr genau gucken müssen, ob er nicht in einzelnen Bereichen ergänzt werden muss“, sagte Jäger am Montag in Düsseldorf. Die Sicherheitsvorschriften für Großveranstaltungen waren nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg verschärft worden.

Jäger will zunächst klären lassen, wer für die Fehleinschätzung bei der Besucherzahl verantwortlich ist. Zu der Autogrammstunde mit sechs Kandidaten der RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) waren am Sonntag gekommen rund 19.000 Fans in das Oberhausener Einkaufszentrum Centro gekommen - weit mehr als die erwarteten 5000. „So etwas darf nicht passieren“, sagte Jäger. Das Innenministerium habe Berichte bei der Stadt und bei der Bezirksregierung angefordert. „Die müssen wir ganz genau analysieren“, sagte der Minister. (dpa/dapd)