Für die Studie wurden rund 3500 Jugendliche befragt. Jedes fünfte Mädchen mit Migrationshintergrund hat Erfahrungen mit sexueller Gewalt.

Berlin. Aus der neuen Studie „Jugendsexualität 2010“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde, geht hervor, dass deutsche Mädchen und Jungen heute weniger Sex als noch vor fünf Jahren haben. Der Anteil 14-jähriger Jungen mit Erfahrungen im Geschlechtsverkehr sank von zehn auf heute vier Prozent. Bei den Mädchen lag der Anteil nur noch bei sieben statt zwölf Prozent. Bis zu einem Alter von 17 Jahren hatten mehr als ein Drittel der jungen Frauen und Männer noch gar keinen Geschlechtsverkehr. „Annahmen, wonach immer mehr junge Menschen immer früher sexuell aktiv werden, bestätigen sich nicht“, erklärt die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Elisabeth Pott. Die aktuelle Studie zeige vielmehr, dass seit Mitte der neunziger Jahre die sexuelle Aktivität Jugendlicher fast unverändert und jetzt sogar rückläufig sei.

Gleichzeitig verhüten deutsche Jugendliche der Studie zufolge so gut wie nie zuvor. Nur acht Prozent der deutschen Mädchen und Jungen geben an, beim ersten Sex keine Verhütungsmittel benutzt zu haben. Das ist der bisher niedrigsten Wert seit Beginn der repräsentativen Erhebung 1980. Damals lag dieser Anteil mit 20 Prozent bei den Mädchen und 29 Prozent bei den Jungen um ein Vielfaches höher. Die neuen Zahlen zeigen zudem, dass Jungen beim ersten Mal mittlerweile ebenso gut verhüten wie Mädchen.

In der Regel erleben deutsche Jugendliche ihr „erstes Mal“ in einer festen Beziehung. Darüber hinaus hatte die Hälfte der sexuell aktiven Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren bislang lediglich einen Partner. Für Jungen trifft das auf 40 Prozent zu.

Für die Studie wurden insgesamt 3542 Jugendliche befragt, darunter auch 1014 Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen beiden Gruppen: Jungen aus Migrantenfamilien sind demnach früher und häufiger sexuell aktiv als deutsche Gleichaltrige. Mädchen mit Migrationshintergrund hingegen sind deutlich zurückhaltender und begründen dies damit, zu jung zu sein.

Erfahrungen mit sexueller Gewalt hat hingegen bereits fast jedes fünfte Mädchen (19 Prozent) mit Migrationshintergrund gemacht. Von den deutschen Mädchen berichteten 13 Prozent von Situationen, in denen sie sich gegen unerwünschte sexuelle Übergriffe zur Wehr setzen mussten.

Es ist bereits die siebte Studie zur Jugendsexualität, für die das Meinungsforschungsinstitut Emnid Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren und deren Eltern zum Thema Aufklärung, Sexualität und Verhütung befragt. Seit 2005 werden auch Jugendliche mit ausländischer Staatsangehörigkeit befragt, allerdings ohne Eltern.