Der 185 Meter hohe Drei-Schluchten-Damm muss seinen größten Belastungstest bestehen. Eine Megaflut am Jangtse bedroht das Bauwerk.

Peking. Der riesige Drei-Schluchten-Damm in Zentralchina hat den größten Belastungstest seit seiner Fertigstellung im Jahr 2008 überstanden. Die Flut erreichte am Dienstag 70.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde oberhalb des Dammes am Jangtse-Strom, berichteten chinesische Medien. „Der Spitzendurchfluss ist hoch, aber er hat die vorgesehene Kapazität von 100.000 Kubikmetern pro Sekunde nicht überschritten“, zitierte die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua, Cao Guangjing, Vorsitzender der Drei-Schluchten-Betreibergesellschaft.

Flussabwärts vom Damm flossen am frühen Dienstag 40.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ab. 1998 erreichte die Flut am Jangtse 50.000 Kubikmeter pro Sekunde. Damals riss das Hochwasser 4150 Menschen in den Tod, 18 Millionen Chinesen mussten in Sicherheit gebracht werden. An dem Staudamm mit dem größten Wasserkraftwerk der Welt wurde seit 1993 gearbeitet. Seit 2008 wird das Reservoir mit Wasser gefüllt und Elektrizität produziert. Der Damm ist 185 Meter hoch, das Reservoir hat eine Länge von rund 600 Kilometern.

Die südwestchinesische Metropole Chongqing, in unmittelbarer Nähe des Dammes, hatte am Montag einen Notfallplan in Kraft gesetzt. Die Behörden wollten mehr als 16 000 Bürger aus dem Distrikt Hechuan in Sicherheit bringen, nachdem am Wochenende bereits 16 000 Einwohner ihre Häuser verlassen mussten.

In der Nachbarprovinz Sichuan verzeichnete die Stadt Guang'an die schlimmste Flut seit 1847, mehr als 250.000 Menschen waren betroffen. In den vergangenen drei Tagen kamen bei Überschwemmungen und Erdrutschen in Sichuan mindestens 26 Menschen ums Leben, mehr als 40 galten als vermisst. Am Montag waren nach Meldungen von Xinhua mehrere Städte wegen Überflutung von der Außenwelt abgeschnitten.

In diesem Jahr kamen bei Überschwemmungen und Erdrutschen in China mindestens 600 Menschen ums Leben, mehr als 200 werden vermisst. Die Wassermassen zerstörten 124.000 Häuser. 1,3 Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen, wie die Behörden mitteilten.