Zum Endspurt der Berliner Modewoche zeigte sich an der Spree viel modebewusste Prominenz. Clevere kamen wie Milla Jovovich mit Fächer.

Berlin. Milla Jovovich hatte das wichtigste Accessoire der Saison dabei: einen Fächer. Die Schauspielerin war am Freitag als neue Botschafterin der Fashion Week zu Gast in Berlin. Zur Arbeit bei Tropenhitze trug sie ein grünes Flatterkleid. Und zeigte sich als Mutter einer kleinen Tochter bodenständig: Luxusgüter gibt es für Ever Gabo (2) erst, wenn sie selbst das Geld dafür verdient, so Jovovich. Ihr eigener Stil? „Mir ging es immer ums Wohlfühlen.“

Die Amerikanerin setzte den Reigen von Stars und Sternchen bei der Modewoche fort, die am Samstag endet. Viel Blitzlicht leuchtete am Donnerstagabend beim Label Boss Black, das 1200 Gäste in eine Zeltstadt an einem ehemaligen Bahngelände geladen hatte. Die traditionell klassischen Kreationen sollen im kommenden Sommer hellgraue Paillettenblusen, rosarote Anzüge und schulterblattfreie Kleider aufpeppen.

Die amerikanische Schauspielerin Jessica Alba kam im Partnerlook mit ihrem schottischen Kollegen Ewan McGregor. Ihr Urteil über Berlin: „Die Leute sind hier viel relaxter und normaler als bei Schauen in New York.“

Von der Niederlage der Deutschen gegen Spanien im WM-Halbfinale wollte niemand mehr etwas wissen. „Die Fashion Week ist eine gute Möglichkeit, sich davon abzulenken“, sagte Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann. Schauspieler Til Schweiger war hingegen untröstlich: „Die Trauer sitzt tief, da lenkt auch Hugo Boss nicht ab.“

Es war das siebte Mal, dass sich Berlin als Modehauptstadt zeigen wollte. Anita Tillmann, Geschäftsführerin der Messe Premium, war mit der Woche mehr als zufrieden. „Berlin hat es wieder geschafft, ein völlig eigenes Bild der Modewelt abzugeben“, sagte Tillmann. Die Messe für das edlere Segment lockte laut Tillmann 20 Prozent mehr Besucher an als beim vergangenen Mal.

Stylist Armin Morbach hingegen bewertete die Fashion Week als „ernüchternd“. „Von Berlin hätte ich mehr erwartet“, sagte Morbach. Viele junge Labels hätten 40 Outfits entworfen, die nicht zueinander passten. „Das sieht dann eher nach heißer Nadel aus, wie gerade noch hinter der Bühne zusammengenäht, aber nicht nach echter Fashion.“

Und sonst? Im Stadtbild waren auffällig viele sorgfältig gestylte Männer und Frauen mit Hotpants und Stöckelschuhen unterwegs. Pastellfarben, Overalls und der One-Shoulder-Look mit einer freien Schulter bleiben im Trend. Labels wie Anja Gockel, Rena Lange, Lala Berlin und Kaviar Gauche zeigten ihre Kollektionen im Zelt am Bebelplatz. Auch der viel gepriesene Berliner Modenachwuchs baute den Laufsteg auf. Beim „Underground Catwalk“ in einer U-Bahn waren die Kreationen so freizügig, dass beim Eintritt galt: frei ab 18.

Boris Becker kam mit Sohn Noah. John Malkovich führte in einer Boutique seine Herrenlinie „Technobohemian“ vor. Die Marke Calvin Klein hatte für ihre Show ausgerechnet den Abend des WM-Halbfinales der Deutschen erwischt. Die Models posierten - zum Teil splitternackt - in einer Installation, während viele Gäste das Spiel auf Fernsehern verfolgten.

Am Freitagabend lud der Berliner Designer Michael Michalsky zur „Stylenite“ ins Tempodrom. Samstag freuten sich die Fashionistas unter anderem auf die Schau der Designerinnen von Perret Schaad, die als „Töchter Jil Sanders“ gelten. Zwei männliche Hingucker: Für den Abend von Camp David und Soccx war das schwedische Model Marcus Schenkenberg gebucht. Beim „Fashion Brunch“ der Illustrierten „Gala“ wollte DJ Jesus Luz auflegen, der Brasilianer, der als junger Lover von Madonna bekannt wurde.