Der Star John Malkovich ist wandelbar: Eben noch als Serienkiller auf der Bühne, stand er jetzt als Modedesigner in Berlin im Rampenlicht.

Berlin. Der Mann, der als Schauspieler die Idealbesetzung für fiese Liebhaber und Frauenmörder ist, mag Mode. Auch wenn man es ihm nicht gleich ansieht. John Malkovichs Krawatte ist verdreht, zum sandfarbenen Anzug trägt er etwas zu derbe Treter. Aber er ist ein Gentleman und bleibt auch noch geduldig, als er gefühlt zum 20. Mal nach der deutschen Fußballmannschaft gefragt wird. „Ich wünsche ihr Glück“, sagt er vor dem WM-Halbfinale. Malkovich ist bei der Berliner Modewoche zu Gast, um seine Herrenlinie vorzustellen. Bis zum Wochenende werden zu den Messen und Laufstegschauen 120 000 Fachbesucher erwartet. Die Modewoche überschneidet sich diesmal mit den großen Schauen von Paris. In Berlin reicht die Spanne von große Marken wie Calvin Klein über Nachwuchsdesigner und Dessous-Präsentationen bis zur Skateboarder- Messe in der einstigen Stasi-Zentrale. Da Malkovich ein prominenter Neuzugang ist, herrscht am Dienstagabend in der Edelboutique The Corner am Gendarmenmarkt dichtes Gedränge. Cocktails kreisen. Malkovich bekommt von Regisseur Volker Schlöndorff dessen Memoiren auf Französisch in die Hand gedrückt. Die beiden kennen sich von Filmen wie „Der Unhold“ und „Tod eines Handlungsreisenden“.

Malkovichs dritte Modekollektion trägt den Titel „Technobohemian“. Er bezeichnet sie als „leicht und luftig“, zu den Kreationen gehören karierte Hosen und Hemden mit Stehkragen. „Ich habe Mode schon immer gemocht“, sagt der 56-Jährige. Er interessiere sich für Stoffe und das Schneidern, weniger fürs Geschäftliche und Defilees.

Vor dem Fashion-Week-Zelt auf dem Bebelplatz laufen unterdessen Besucherinnen in Kleidchen über das Pflaster. Die High Heels tragen sie wegen Stolpergefahr in der Hand. Die dänische Sängerin Aura Dione ist beim Outfit wieder auf den Spuren von Lady Gaga und kommt mit zwei Schuhen auf dem Kopf drapiert.

Bei der Party der Illustrierten „Grazia“ gibt es Bändchen mit kleinen Stilettos. Hostessen sind als Modepolizei verkleidet. Sie registrieren erfreut, dass bei den Outfits viel Glitzer im Spiel ist. „Plateau ist angesagt“, hat eine Modepolizistin beobachtet. Dann gibt es im Innern des Zeltes eine „Best of“-Show, bei der die Designer je eine Kreation zeigen. Zum Finale stolzieren drei Models im schwarzen, roten und nicht ganz goldenen Kleid über den Laufsteg.

Ohne Fußball geht es diese Woche nicht. Auf dem stillgelegten Flughafen in Tempelhof kann man die wohl lässigsten Fans treffen. Die auf Streetwear spezialisierte Fachmesse Bread & Butter, die sich als international führend sieht, versteht es, Geschäft und Event zu verknüpfen. Am Biergarten stehen Kickertische. Für Kindermode sind drei Zirkuszelte aufgebaut. Zum WM-Gucken auf Großleinwand gibt es vor den Hangars ein Stadion für 5000 Besucher. Zum Holland-Spiel leuchtet viel Orange auf der Tribüne. Bei Toren schmettern die Fans den Triumphmarsch und duschen mit Bier. Über Jeans-Schnitte wird später diskutiert. 650 Aussteller sind dabei, darunter Replay, Adidas und Levi's.

Der erste Berliner Designer, der auf dem Bebelplatz seine Kollektion vorstellt, ist am Mittwoch Marcel Ostertag. Die kontrastreiche Kollektion mit Overalls und Rüschenkleidern trägt den Titel „I love to hate you“ - „Ich liebe es, dich zu hassen“. Designerin Jette Joop (42) zeigt sich beim Empfang im Hotel de Rome als Öko-Bohemian. „Ich lege sehr viel Wert auf Natur und Nachhaltigkeit“, sagt die Tochter Wolfgang Joops.

Ihre Produktpalette ist breit: vom Paillettenkleid über Schmuck bis zum Besteck. Die Kulisse wirkt wie aus dem Märchen, mit Käfigen, Moos und Steinskulpturen. Ein männliches Model turnt in Tarzan-Manier auf einer Schaufensterpuppe. „Hier befinden wir uns im verrückten Hirn des Designers“, sagt Jette Joop. Sie müsse ihre „wirren Ideen schon ganz schön im Zaum halten“.