Am 16. April feiert Papst Benedikt XVI. seinen 85 Geburtstag. Abendblatt.de hat die Höhepunkte und Überraschungen seiner Amtszeit zusammengefasst.

Rom. Von einem "Übergangspontifikat" spricht heute niemand mehr. Seit sieben Jahren ist Papst Benedikt XVI. nun im Amt und hat diese Rolle mit eigenem Stil und Profil geprägt. Er hat neue Akzente gesetzt, für Überraschungen gesorgt. Trotz seines hohen Alters, absolviert er ein enormes Arbeitspensum, hält Reden und verfasst Schriften. Wie sehr er Menschenmassen begeistern kann, zeigte zuletzt seine Kuba-Reise .

Am 19. April jährt sich der Tag zum siebten Mal, an dem der bayerische Kardinal und Theologe Joseph Ratzinger zum Kirchenoberhaupt gewählt wurde. Drei Tage vor dem Jahrestag feiert der Papst am Montag seinen 85. Geburtstag.

+++ Papst Benedikt XVI. feiert seinen Geburtstag mit einem bayerischen Abend +++

Schon früh nach dem Konklave von 2005 ist Benedikt XVI. aus dem Schatten des Vorgängers Johannes Paul II. getreten. Als dessen langjähriger Mitarbeiter setzt er die Linie seines Pontifikats über weite Strecken fort, setzt aber manch anderen Akzent. Benedikt XVI. unternimmt Pastoralreisen in alle Welt. Er führt die Weltjugendtage weiter und lädt – entgegen früherer Vorbehalte – zu einem interreligiösen Friedensgipfel nach Assisi ein. Starke Akzente setzt er in Richtung Nahost, verbessert die Beziehungen mit Moskau. Aussichtsreich scheinen auch seine Kontaktaufnahmen mit Vietnam und China.

Gefestigt und ausgebaut hat Benedikt XVI. die interreligiösen Kontakte. Die Beziehungen zum Judentum sind inzwischen so stabil, dass sie auch schweren Belastungen wie dem Skandal um den Holocaust-Leugner Richard Williamson standhalten. Auch das Verhältnis zum Islam, das nach der Regensburger Rede einen Einbruch erlebte, ist wieder stabiler. Benedikt XVI. ist nicht der Medienstar und Charismatiker wie Johannes Paul II. Er überzeugt vor allem durch seine Publikationen und die intellektuelle Auseinandersetzung. Er will die Gottesfrage inmitten einer "Diktatur des Relativismus" wieder in den Mittelpunkt rücken. Seine Reden vor Politikern und Akademikern in Paris, London, Berlin oder vor der UNO fanden höchste Anerkennung.

Schwer wog der Missbrauchsskandal in der Katholischen Kirche. Es dauerte Wochen, bis der Vatikan die seit 2001 geltende und durch Kardinal Ratzinger angestoßene Rechtslage und die kirchliche Praxis darlegen konnte. Seit Beginn des Jahres gibt es mit "Vatileaks" ein neues Problem. Die Weiterleitung vertraulicher Vatikandokumente an die Medien ließ interne Spannungen an der Vatikanspitze erahnen.

Die Kritik geht an Benedikt XVI. nicht spurlos vorüber, hat aber keinen Einfluss auf seinen Kurs. Wenn der Vatikan derzeit weniger weltpolitischen Einfluss hat als unter Johannes Paul II., so entspricht das durchaus seiner Vision von einer entweltlichten Kirche , mit der er jüngst in Deutschland eine breite Debatte ausgelöste.

Mit seinem 85. Geburtstag gehört Benedikt XVI. zu den ältesten Päpsten der Kirchengeschichte. Doch auch wenn er mittlerweile einen Gehstock und für längere Wege ein fahrbares Podest nutzt, gilt ein Rücktritt als unwahrscheinlich. Vieles spricht stattdessen dafür, dass sein Pontifikat auch künftig prägende Kraft entfaltet.