Am 23. Juli 2011 tötete Anders Breivik in Oslo und Utøya 77 Menschen. Seit Montag steht er wegen seiner Taten in Oslo vor Gericht.

Oslo. In Oslo hat am Montagmorgen der Prozess gegen den Attentäter Anders Behring Breivik begonnen. Der 33-Jährige gestand, am 22. Juli vergangenen Jahres 77 Menschen getötet zu haben, hält sich aber nicht im juristischen Sinne für schuldig. Vielmehr habe er Norwegen vor einer Islamisierung schützen wollen. An jenem Freitag zündete er zunächst eine Bombe im Regierungsviertel von Oslo, dann richtete er auf der Insel Utøya unter den Teilnehmern eines Jugendlagers der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei ein Massaker an.

Breivik trug beim Prozessauftakt einen schwarzen Anzug mit hellbrauner Krawatte und lächelte, als ihm im Gerichtssaal die Handschellen abgenommen wurden. Er streckte die geballte rechte Faust in die Luft, bevor er Staatsanwälte und Gerichtsmitarbeiter per Handschlag begrüßte. Er erkenne die norwegische Gerichte nicht an, sagte Breivik zum Prozessauftakt. Sie hätten ihr Mandat von Parteien erhalten, die den Multikulturalismus förderten.

+++ Norwegen: Massaker in Ferienlager +++

Im Mittelpunkt des für zehn Wochen angesetzten Prozesses dürfte die Diskussion über den psychischen Gesundheitszustand des Angeklagten stehen. In einem ersten Gutachten wurde er für unzurechnungsfähig erklärt, in einem zweiten bescheinigten die Experten ihm geistige Gesundheit . Vor Gericht wird Breivik laut seinem Anwalt sein Bedauern äußern, dass er nicht noch mehr Menschen tötete.

Sollten die Richter Breivik für zurechnungsfähig halten, muss er bei einem Schuldspruch mit 21 Jahren Haft rechnen. Bei einer Einstufung als geistig krank droht ihm eine dauerhafte Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie.

+++ Gerichtsinformationen zum Breivik-Fall, auf norwegisch +++

Die Hauptverhandlung dürfte etwa zehn Wochen dauern. Das internationale Medieninteresse ist groß: Etwa 800 Journalisten werden vor Ort erwartet. Breivik soll ab Dienstag sprechen. Die Verteidigung hat 29 Zeugen geladen, darunter Islamisten und rechte Blogger.

Mit Material von dapd und rtr