Gleich beim ersten Treffen musste Knut eine “Backpfeife“ von seiner neuer Gefährtin Gianna einstecken. Danach legte sich die Anspannung der Tiere.

Berlin. Zuerst steckte Knut eine ordentliche "Backpfeife" von Gianna ein. Nachdem das geklärt war, verlief das erste „Date“ von Berlins Eisbärstar Knut mit seiner ersten schneeweißen Freundin (beide knapp 3) im Zoologischen Garten Berlin am Dienstag aber friedlich und freundschaftlich. Der erleichterte Bären-Chef Heiner Klös sagte nach der glücklich überstandenen und mit Spannung erwarteten Premiere einer hoffentlich wunderbaren Freundschaft: „Es kam wie von uns erwartet. Knut war sehr schüchtern, die Münchnerin hat eindeutig das Dirndl an.“

Mehrere Pfleger standen zum Eingreifen bei möglichen Revierkämpfen und Tatzenhieben bereit, durften aber in der Rolle der wachsamen Zuschauer bleiben. Wenige Tage, nachdem im Tierpark Stralsund ein 10 Jahre alte Braunbär eine neunjährige Bärin urplötzlich attackiert und getötet hatte, achteten die Berliner Bärenexperten jede Sekunde und genau auf jede Bewegung der nun doppelten Publikumsattraktion im Berliner Zoo.

Knut haben bisher schon mehr als acht Millionen Menschen besucht. Zusammen mit seiner aus dem Tierpark Hellabrunn in die Hauptstadt gezogenen Gefährtin steuert der Berliner Eisbärliebling nun direkt die zehn Millionenmarke an.

Mit der friedlichen Anbändelei der beiden noch nicht geschlechtsreifen Raubtiere erfüllte sich auch ein Vermächtnis des vor einem Jahr gestorbenen Tierpflegers und Knut-Ziehvater Thomas Dörflein (44). In einem dpa-Interview hatte er über die Zukunft von Knut seinen größten Wunsch geäußert: „Er soll die enge Bindung zum Menschen verlieren. Er soll ja Bär werden und sein. Ich habe ihn ja nicht für mich aufgezogen.“

Der von seiner Mutter Tosca Anfang Dezember 2006 verstoßene Eisbär-Winzling war von Dörflein über viele Monate am Leben erhalten und erfolgreich aufgezogen worden. Er war bisher völlig auf Menschen fixiert, machte vor dem Publikum ständig „Männchen“ und winkte in die Kameras. Die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling hatte wegen des Alleinseins des Bären sogar von „Isolationshaft“ gesprochen.

Zoo-Biologe Klös berichtete vor diesem Hintergrund, dass Knut „völlig überrascht und erstaunt reagierte, als er die große Eisbärin zum ersten Mal in seinem eigene Revier sah“. Beide durften schon von 7.30 Uhr an, lange vor Zoo-Öffnung, nach draußen. Klös sagte: „In Abständen sollen die gemeinsamen Auftritt jetzt zum Normalfall und normalen Leben werden.“ Knut wurde nach zirka 90 Minuten wieder in die hinteren Stallungen gelockt. Gianna blieb wie schon die vergangenen Tage allein draußen und wirkte nach dem Treffen mit Knut inzwischen viel ruhiger und entspannter als bei ihrem aufgeregten Neustart in Berlin.