Die zukünftige Olympiastadt steht unter Druck: Erneut kam es beim Kampf gegen Drogenbanden in Rios Armensiedlungen zu heftigen Schusswechseln.

Rio de Janeiro. Die Polizei von Rio de Janeiro geht mit einem massiven Einsatz gegen die Drogenbanden in den Armensiedlungen vor. Schwer gepanzerte Polizeieinheiten durchkämmten auf der Suche nach Drogendealern zehn Favelas in unterschiedlichen Gebieten der Millionen-Metropole, die 2016 die Olympischen Spiele ausrichtet.

Dabei kam es am Mittwoch erneut zu heftigen Schusswechseln. Seit dem Gewaltausbruch am vorigen Sonnabend starben nach Medienberichten 33 Menschen, darunter drei Polizisten. Anderen Angaben zufolge ist die Zahl der Todesopfer am Donnerstag bereits auf 35 gestiegen. Die Polizei geht davon aus, dass die meisten von ihnen Drogenhändler waren, möglicherweise sind aber auch unbescholtene Bewohner unter den Opfern.

Die Schießereien begannen vor fünf Tagen mit einem blutigen Bandenkrieg in der Favela Morro dos Macacos, als rivalisierende Gangs sich Feuergefechte lieferten und einen Polizeihubschrauber abschossen. Anfang der Woche leiteten die Sicherheitsbehörden dann eine Großoperation ein. In deren Verlauf nahm die Polizei zahlreiche Tatverdächtige fest und beschlagnahmte große Mengen an Rauschgift und schwerkalibrige Waffen.

Allein am Mittwoch wurden nach Polizeiangaben sieben mutmaßliche Kriminelle erschossen. „Die Operation ist nicht befristet. Die Gesellschaft will Antworten. Wir werden diese Banditen jagen“, sagte ein Polizeisprecher. Viele Einwohner flüchteten aus Furcht vor den Schießereien aus den Favelas. Einige der Siedlungen wurden abgeriegelt. Der Gewaltausbruch in den Favelas ist einer der brutalsten seit langem.

Wie das „Wall Street Journal“ berichtete, will Präsident Luiz Inacio Lula da Silva umgerechnet rund 40 Millionen Euro in Rios Sicherheit investieren. Dem Bericht zufolge will Lula das Geld in die Sicherheit der Millionenstadt mit ihren gefährlichen Vororten investieren. In Rio werden 2014 die Fußballweltmeisterschaft und zwei Jahre später die Olympischen Spiele ausgetragen. Lula begegnete Befürchtungen, Rio könnte nicht ausreichend für Sportereignisse vorbereitet sein. Die Regierung werde die anhaltende Gewalt in Rios Slums anpacken und das „schmutzige Image von Rio säubern“, sagte Lula der Zeitung.

Rund ein Drittel der in Rio lebenden sechs Millionen Menschen wohnt in den ärmlichen und von Gewalt und Kriminalität bestimmten Vororten. Im vergangenen Jahr wurden in den rund tausend Slums insgesamt 6000 Menschen ermordet. (dpa/AFP/abendblatt.de)