Während in Rio de Janeiro ausgelassen gefeiert wurde, äußerte Barack Obama seine Enttäuschung über die Entscheidung des IOC.

Kopenhagen. In Rio tobte der Olympia-Karneval mit einem Meer aus gelbgrünen Fahnen und Luftballons bis in die Morgenstunden, in Kopenhagen versuchten die Olympier die demütigende Abfuhr für Chicago und US-Präsident Barack Obama zu erklären. Unmittelbar nachdem IOC-Präsident Jacques Rogge am Freitagabend in Dänemarks Hauptstadt Rio de Janeiro zum Gastgeber der Olympischen Spiele 2016 gekürt und das begehrteste Sportfest erstmals nach Südamerika vergeben hatte, begann die Ursachenforschung für das peinliche Aus des US-Bewerbers mit ihrem Stargast aus dem Weißen Haus.

Nicht nur Rogge, der das Ausscheiden Chicagos gleich in der ersten Wahlrunde mit nur 18 Stimmen konsterniert verkündete, war geschockt. „Das ist unerklärlich und furchtbar“, kommentierte das australische IOC-Mitglied Kevan Gosper. Rios Delegation ließ sich nach seiner leidenschaftlichen Kandidatur und überzeugenden Argumentation von den Diskussion innerhalb des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) nicht die Feierlaune verderben und tanzte auch in Kopenhagen Samba bis morgens um fünf.

„Nach 2016 werden wir den Kampf um die Winterspiele beginnen“, scherzte Brasiliens charismatischer Präsident Luis Inacio Lula da Silva. Mit 66:32 hatte die Metropole am Zuckerhut im Wahlfinale Außenseiter Madrid düpiert. Tokio war in Runde zwei ausgeschieden. Lula hatte das IOC aufgefordert, den weißen Fleck auf der olympischen Landkarte zu tilgen und zudem Brasilien als aufstrebende Wirtschaftsmacht zu belohnen. Sein Flehen wurde erhört, Brasilien, Ausrichter der Fußball-WM 2014, darf als viertes Land innerhalb von zwei Jahren die beiden bedeutendsten sportlichen Großereignisse der Welt veranstalten.

Während sich Münchens Oberbürgermeister Christian Ude nach dem Zuspruch für Rio mit der Bewerbung der bayerischen Landeshauptstadt um die Winterspiele 2018 gut im Rennen sieht (“wir haben alle Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss“), musste Obama die erste Niederlage seiner Amtszeit auf internationalem Parkett einstecken. Der mächtigste Mann der Welt nahm es sportlich, aber die Republikaner warfen ihm vor, er setze die falschen Prioritäten, solle sich lieber um die Wirtschaft kümmern, um die Arbeitslosigkeit und um Afghanistan. Er sei enttäuscht, bereue es aber nicht, nach Kopenhagen geflogen zu sein. „Zu den tollsten Dingen beim Sport zählt, dass man ein gutes Spiel spielen und trotzdem verlieren kann“, erklärte Obama, dem es nicht gelang, die Sommerspiele zum fünften Mal in die USA zu holen.

Auch die drei deutschen IOC-Mitglieder, Thomas Bach, Walther Tröger und Claudia Bokel zeigten sich allesamt „sehr überrascht“ von der sportpolitischen Ohrfeige für Chicago, das auch das Argument der höheren Fernseheinnahmen auf dem amerikanischen Markt nicht retten konnte. Die „überbordenden Sicherheitsmaßnahmen“ für Obamas Blitzbesuch in Dänemark hätten einige seiner Kollegen verstimmt, vermutete das französische IOC-Mitglied Guy Drut.

Rios Bewerbungschef Carlos Nuzman genoss lieber den „magischen Moment“. „Jetzt geht die Arbeit erst richtig los. Wir werden das IOC und die Welt nicht enttäuschen“, versprach Nuzman. 33 Sportstätten sind in drei Zonen geplant, 18 davon existieren bereits. Das berühmte Maracana-Stadion wird am 5. und 21. August Schauplatz von Eröffnungs- und Schlussfeier sein, die Leichtathletik-Wettbewerbe finden im Joao-Havelange-Stadion statt. Havelange, ehemaliger Präsident des Fußball-Weltverbandes und mit 93 Jahren ältestes IOC-Mitglied, würde 2016 100 Jahre alt. „Ich hoffe, dass wir ihm bei der Eröffnungsfeier ein Ständchen zu seinem 100. Geburtstag singen können“, so Lula.