Drogen-Krieg in Rio: Bei einem Feuergefecht rivalisierender Drogen-Clans gab es 14 Tote. Ein Polizeihubschrauber wurde abgeschossen.

Rio de Janeiro. Es war mit insgesamt 14 Toten ein blutiges Wochenende in Rios Armenvierteln. Rivalisierende Drogengangs und Polizeieinheiten lieferten sich am Samstag in der Favela Morro dos Macacos (Affenhügel) im Stadtteil Vila Isabel massive Feuergefechte. Die Bilanz: zwölf Tote, darunter zwei Polizisten, und ein abgeschossener Helikopter. Ein Ende war auch am Sonntag nicht in Sicht. Spezialtruppen erschossen in einer Nachbarfavela zwei weitere mutmaßliche Verbrecher. Rio, wo das Finale der Fußball-WM 2014 stattfinden soll und zwei Jahre später die Olympischen Spiele ausgetragen werden, ist im Schockzustand.

Der „Terror-Samstag“ nahm um 01.00 Uhr nachts seinen Lauf. Der Morro dos Macacos liegt im Norden Rios nicht weit vom Maracanã-Stadion entfernt, wo in sieben Jahren das Olympische Feuer entfacht wird. Der Affenhügel steht unter der Kontrolle der mächtigen Drogengang „Freunde der Freunde“ (Amigos dos Amigos), kurz ADA. Schwer bewaffnete Mitglieder der rivalisierenden Bande „Rotes Kommando“ (Comando Vermelho/CV) drangen in das feindliche Territorium ein, um lukrative Drogenumschlagsplätze für sich zu erobern. Es folgte ein stundenlanges Feuergefecht. „Es war wie im Krieg“, schilderten Anwohner die Schlacht.

Die Polizei wusste nach eigenen Angaben von dem geplanten Übergriff, traute sich aber erst bei Anbruch des Tages in die Favela vor. Ein offensichtlich nur leicht gepanzerter Polizeihubschrauber mit sechs Polizisten an Bord überflog das Gebiet. Die Maschine wurde beschossen und fing noch in der Luft Feuer. Dem Piloten gelang noch eine Notlandung auf einem nahe gelegenen Fußballplatz. Vier Polizisten konnten sich leicht verletzt aus der Maschine retten, die kurz nach der Landung explodierte. Zwei ihrer möglicherweise schon angeschossenen Kollegen starben in der Maschine.

Im Lauf des Samstags wurden nach Medienberichten mindestens zehn Omnibusse in Rio angezündet. „Raus, raus, wir legen Feuer“, warnten die Brandstifter noch die Insassen. In der Favela Morro dos Macacos selbst wurden mitten auf der Straße am helllichten Tage Reifen angezündet. Auch in zwei Gebäuden wurde Feuer gelegt, die aber schnell unter Kontrolle gebracht werden konnten. Szenen wie aus einem Bürgerkrieg. Es wird vermutet, dass die Brände die Polizei ablenken sollten. Allein die Schäden durch die zerstörten Busse dürften sich auf umgerechnet mehr als zwei Millionen Euro belaufen.

Justizminister Tarso Genro bot den Einsatz der Armee in Rio an, was aber vom Gouverneur des Bundesstaates Rio, Sérgio Cabral, abgelehnt wurde. Es waren die blutigsten und massivsten Gewaltausbrüche in Rio de Janeiro seit langem. Die Stadt am Atlantik hatte erst vor zwei Wochen den historischen Zuschlag für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2016 erhalten. Einer der Schwachpunkte der Bewerbung war stets die hohe Kriminalität in der zweitgrößten Stadt Brasiliens.

Cabral betonte, dass Rios Sicherheitskonzept beibehalten werde, damit es 2016 friedliche Spiele gebe. „Wir haben dem Olympischen Komitee gesagt, dass dies keine einfache Aufgabe ist, sie wissen das.“ In Rio gibt es Hunderte von Favelas. In einigen der Armenviertel herrschen ausschließlich die Gesetze der Drogenbanden, die über eine eigene Armee, modernste Waffen bis hin zu Stinger-Raketen und Kommunikationstechnologie verfügen. Der Luftraum über einigen Favelas ist für den zivilen Flugverkehr gesperrt. Die Polizei traut sich nur mit schwerem Gerät in diese Gebiete.