Sie lächelt tapfer, knuddelt ihren kleinen Teddy. Zwölf Tage nach dem heimtückischen Bombenanschlag, bei dem sie lebensgefährlich verletzt wurde,

Berlin. Sie lächelt tapfer, knuddelt ihren kleinen Teddy. Zwölf Tage nach dem heimtückischen Bombenanschlag, bei dem sie lebensgefährlich verletzt wurde, spricht Charlyn auf der Intensivstation des Berliner Unfallkrankenhauses zum ersten Mal über das schreckliche Geschehen. "Es geht mir um einiges besser", sagt sie. "Der rechte Arm ist noch dick geschient, aber ich kann schon wieder drei Finger bewegen." Erst seit wenigen Stunden weiß sie, dass ihr inzwischen verhafteter Onkel Peter John (32) die Bombe in den Briefkasten gelegt hat , die ihr fast den Arm abriss. Dennoch wirkt sie gelassen.

Geweint hat sie nur, als die Klassenkameraden ihr große Transparente mit lieben Grüßen schickten. "Das hat mich echt vom Stuhl gehauen." Ihr zerfetzter Arm hat gute Heilungschancen, auch wenn er nie wieder so belastbar sein wird wie vor dem Anschlag. "Für alle anderen Prognosen ist es noch zu früh", sagt Handchirurg Andreas Eisenschenk. Weil ihr keiner sagen wollte, wie alles passiert ist, griff sich Charlyn in einem unbeobachteten Moment die Fernbedienung und zappte sich im Krankenzimmer durch die TV-Kanäle. Dann wusste sie Bescheid. "Sie hat mir gesagt, sie habe das alles geahnt", berichtet ihre Mutter Christine John. "Sie war glücklich, dass uns nichts passiert ist."

Was letztlich zu dem Sprengstoffanschlag führte, bleibt unklar. Charlyns Mutter, die Stiefschwester des Bombenlegers: "Er hat uns im Sommer schon einmal bedroht, in E-Mails sprach er von einem Familienstreit ." Christine John zuckt hilflos mit den Schultern. "Ich weiß es nicht."

Weihnachten will sie mit ihrem Mann und den zwei jüngeren Kindern bei Charlyn am Krankenbett feiern. Fünf Operationen sollen bis Februar noch folgen, um den Arm zu retten. Das schreckt Charlyn nicht. Nur ihren Berufswunsch, Tierärztin, beginne sie zu überdenken - "Ich kann so schlecht Blut sehen."