Zehn Monate auf Bewährung für den Mann, der die große Liebe des Matthias Steiner totfuhr. Hier geht’s zur Bildergalerie

Heidelberg. Sein größter Wunsch blieb unerfüllt. Auch nach der Verurteilung des Unfallfahrers bleiben für Olympiasieger Matthias Steiner (26) wichtige Fragen zum Tod seiner Frau Susann (22) ungeklärt. Der Angeklagte Franz G. hat im Prozess vor dem Amtsgericht Heidelberg zum Unfallhergang geschwiegen. Er könne sich nicht erinnern, sagte der 57-Jährige aus dem Rhein-Neckar-Kreis. Die Enttäuschung darüber steht dem "stärksten Mann der Welt" ins Gesicht geschrieben.

"Es ging mir um eine Entschuldigung und die Erklärung, wie es zu dem Unfall kam", sagte der Sportler gestern nach der Verurteilung des Unfallfahrers zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten sowie 2400 Euro Bußgeld wegen fahrlässiger Tötung. Eine Erklärung hat Steiner nicht erhalten. "Dieser schwarze Punkt wird immer bleiben", seufzt er resignierend.

Warum seine Susann sterben musste, werde er wohl nie erfahren. Der 145-Kilo-Mann wirkt müde. Tapfer blinzelt er in das Blitzlichtgewitter. Vor knapp vier Monaten strahlte er in die Kameras und sorgte bei den Olympischen Spielen in Peking für Begeisterung und weltweite Rührung: Mit der Goldmedaille um den Hals hatte Steiner das Foto seiner toten Frau immer wieder geküsst und in die Objektive gehalten. "Nun geht es sportlich und privat weiter - wie das Leben weitergehen muss", sagt er. "Man muss damit leben." In diesem Moment wirkt der große, kräftige Mann verletzlich.

"Es hätte ihm geholfen, mehr über die Hintergründe des Unfalls zu erfahren", sagt Steiners Anwalt Oliver Oeser. In den vergangenen Monaten habe seinem Mandanten der Sport Kraft gegeben. "Die Olympischen Spiele waren sehr wichtig für ihn. Jetzt muss es so weitergehen." Oeser rechnet damit, dass der Fall die Justiz weiter beschäftigen und Franz G. Berufung einlegen wird. Dessen Verteidiger Klaus Hiltscher hatte im Prozess "gesundheitliche Gründe" als Ursache für den Unfall vermutet. So wurde spekuliert, dass der Fahrer bewusstlos geworden sei und deshalb die Kontrolle über seinen Geländewagen verloren habe.

Franz G. hatte kurz vor der Urteilsverkündung wiederholt, dass er keine Erinnerung an den Unfall habe. "Ich kann nur sagen, dass mir das Geschehene außerordentlich leidtut", betonte der Lagerist. Ob er das Urteil akzeptiert, ist offen. Damit bleibt für Steiner auch ungewiss, ob der Fall wenigstens juristisch ein Ende gefunden hat. Er war Nebenkläger im Prozess und hat die mündliche Verhandlung komplett verfolgt. Das Urteil will Steiner nicht näher kommentieren: "Das ist angemessen. Aber darum ging es mir nicht."

Steiner, gebürtiger Österreicher, hatte 2005 aus Liebe zu Susann aus Sachsen seine Nationalität gewechselt und war nach Chemnitz gezogen. Eineinhalb Jahre nach der Hochzeit verlor seine Frau nahe seinem Trainingsort Leimen ihr Leben.