Es ist sechs Monate her, da fand der Sohn einer 44-Jährigen drei tote Babys in einer Tiefkühltruhe im sauerländischen Wenden. Seit heute muss sich die Mutter vor Gericht wegen Totschlags verantworten. Ihr drohen mehrere Jahre Haft.

Siegen. Eines der toten Baby, das die Hausfrau 2004 zur Welt brachte, hatte bereits bei der Geburt eine schwere Alkoholvergiftung. Nach Aussagen des medizinischen Gutachters seien bei ihm 0,5 Promille nachgewiesen worden. Diese Alkoholkonzentration sei für Neugeborene bedrohlich, aber nicht tödlich. Das Baby hätte gerettet werden können. Die Mutter gab heute am ersten Prozesstag vor dem Siegener Landgericht zu, ein schweres Alkoholproblem zu haben. Bei einer der drei Geburten sei sie betrunken gewesen.

Weiter sagte die Mutter aus, sie habe die Kinder bei sich haben wollen. Sie habe gewollt, dass die Kinder überleben. Eines der Mädchen habe nach der Geburt geschrien, später hätten aber die Arme gebaumelt.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sie die Kinder direkt nach der Geburt umgebracht hat. Allerdings kann sie nur für zwei Morde belangt werden, da eines der Babys bereits vor mehr als 20 Jahren auf die Welt gekommen sein soll und der Fall damit als verjährt gilt. Der 18-jährige Sohn der Frau hatte die toten Geschwister Anfang Mai bei der Suche nach einer Tiefkühlpizza entdeckt.

Der Anklageschrift zufolge hatte die Mutter von drei erwachsenen Kindern die Schwangerschaften vor der Familie geheimgehalten und die Babys unbemerkt zur Welt gebracht, da die Kinder ungewollt waren. Das Baby, das 1988 das Licht der Welt erblickte, wurde von ihr erstickt und anschließend in einer Zeitung, einem Handtuch und einer Plastiktüte eingewickelt in der Tiefkühltruhe im Keller des Hauses verstaut. 2003 wurde sie erneut ungewollt schwanger. Dieses Baby soll sie ertränkt haben. Das dritte Mädchen wurde bereits 1986 geboren und fällt damit nicht mehr in die für Totschlag maßgebliche Frist. Diese läuft nach 20 Jahren ab.

Nachdem die Babyleichen entdeckt worden waren, ging die 44-Jährige zusammen mit ihrem drei Jahre älteren Mann und der 24-jährigen Tochter zur Polizei, erstattete selbst Anzeige und legte ein Teilgeständnis ab. Allerdings wollte sie sich danach nicht weiter zu den Vorwürfen äußern und galt während ihrer Zeit in der Untersuchungshaft als nicht vernehmungsfähig. Seit Oktober ist sie auf eigenen Wunsch in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Zum Prozessauftakt kündigte ihr Anwalt Andreas Bartholome eine Erklärung an. Sollte die Hausfrau für schuldig befunden werden, drohen ihr 15 Jahre Haft.

Für den Prozess sind zunächst drei Tage angesetzt. Das Urteil wird frühestens für Anfang Dezember erwartet.