Norden. Benedetto machte es möglich: "Wir sind Papst" - so wurden wir unübersehbar ins Bild gesetzt. Da schwoll auch die nicht so fromme deutsche Brust ein wenig. Und selbst manch evangelische Brust mochte in sich ein freudiges Pochen verspüren.

Doch wer sich damals allzu sorglos in gemeinsame Glaubens-Höhen aufschwang, dem wurden schon bald die ökumenischen Schwingen gestutzt. Auch das machte Benedetto möglich.

Alle Welt ließ er wissen, wer einzig und allein die wahre Kirche Christi sei: die katholische Kirche, die in Rom mit dem Papst als Nachfolger Petri den Repräsentanten Gottes auf Erden verehrt.

Und als solcher nimmt dieser eben für sich in Anspruch festzulegen, wer zur Kirche Jesu Christi gehört. Das ist in sich auch schlüssig. Aber eben nur in sich.

Und das heißt: nur innerhalb dieser Hierarchie, die sich nicht infrage stellen lässt. Auch nicht vom biblischen Zeugnis.

Dagegen protestierte freilich schon vor Jahrhunderten ein Mann aus Wittenberg. Am 31. Oktober 1517, also vor 490 Jahren, schlug Martin Luther an die Schlosskirche seine 95 Thesen über den Ablass an, der Beginn der Reformation, die zur Gründung der evangelischen Kirche führte.

Allein an die Bibel und sein Gewissen gebunden, legte jener Dr. Luther Zeugnis dafür ab, dass jeder Mensch in seinem Glauben an Christus direkten Zugang zu Gott habe.

Allein dieser Glaube an Christus, durch den allein dem Menschen Heil für Zeit und Ewigkeit zuteil wird, ist es also, der Menschen zur Gemeinschaft derer werden lässt, die sich Kirche Jesu Christi nennen darf.

Zugegeben: Solch Glaube, der sich an keine Hierarchie, sondern un-vermittelt allein an Christus gebunden weiß, ist wenig fassbar. Schon gar nicht hat er hier auf Erden ein lokalisierbares oder personifiziertes Zentrum.

Das mag bisweilen schmerzlich empfunden werden, weil jeder gläubige Mensch gern etwas zum Sehen und Anfassen hat, was ihn in seinem Glauben vergewissert. Aber all die, die nicht Benedetto gemäß glauben, werden darauf verzichten können, von sich, Anteil nehmend, zu sagen: "Wir sind Papst."

Nicht aber werden sie darauf verzichten können, von sich zu sagen: "Wir sind Kirche!"