Er hat Hunderte Jungen und Mädchen sexuell missbraucht. Jetzt schlug die Polizei zu.

Bangkok. Dreitagebart, Sonnenbrille, den Kopf kahl rasiert: So führte die thailändische Polizei am Freitag den Kanadier Christopher Neil (32) der Weltöffentlichkeit vor. Nach einer beispiellosen Jagd ist einer der schlimmsten Kinderschänder der internationalen Polizeigeschichte gefasst.

Der Lehrer soll Hunderte Jungen und Mädchen missbraucht haben. "Einige seiner Opfer sind jünger als zehn Jahre", sagte Thailands Polizeichef General Wongkot Maneerin in Bangkok. Dem Kanadier, Spitzname "Vico", drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Der Mann schweigt bisher zu den Vorwürfen. Er hatte mehr als 200 Fotos von sich ins Internet gestellt, auf denen er kleine Jungen sexuell missbraucht. Auf den Bildern hatte der Täter sein Gesicht mit einem "Wirbeleffekt" zwar digital unkenntlich gemacht, BKA-Experten hatten daraus jedoch ein identifizierbares Bild rekonstruiert . Anfang Oktober stellte Interpol die Fotos ins Internet und eine weltweite Suche begann.

Die Familie des mutmaßlichen Kinderschänders aus Maple Ridge im kanadischen Bundesstaat Columbia drängte ihn zur Aufgabe. Doch der Verdächtige wurde erst nach einem anonymen Hinweis am Rande des Dschungels in einem Ort im Nordosten Thailands, etwa 200 Kilometer nordöstlich von Bangkok, festgenommen. Anschließend wurde er in die Hauptstadt gebracht.

Der Polizeichef selbst verhörte den Verdächtigen: "Sein sexuelles Verhalten scheint außergewöhnlich gewesen zu sein. Wir haben viele Zeugen, die gegen ihn aussagen." Es sei wahrscheinlich, dass er für den Missbrauch von Jungen während seiner Zeit als Englischlehrer in Bangkok vor vier Jahren verurteilt werde. Kanada hat Gesetze, die es erlauben, dass Pädophile für Taten in anderen Ländern bestraft werden. Christopher Neil hatte zeitweise in Thailand gelebt und bis vor Kurzem in Südkorea als Englischlehrer gearbeitet. Er war erst in der vergangenen Woche erneut nach Thailand eingereist.

Ermittler hätten seit dem Auftauchen des Mannes auf Kinderporno-Fotos Ende 2004 nach ihm gesucht, sagte eine BKA-Sprecherin in Wiesbaden.

Auch in Vietnam und Kambodscha soll der Kanadier, der eigentlich Priester werden wollte und als Jugendbetreuer arbeitete, mehrere Jungen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren missbraucht haben.

Nach Angaben der thailändischen Polizeibehörde haben bereits mehrere Opfer den gesuchten Kinderschänder erkannt. Drei Jungen hätten angegeben, der Kanadier habe sie in einem Apartment in Bangkok zum Oralsex gezwungen und sie dafür bezahlt. Die Kinder hätten ihren Peiniger in Fernsehberichten wiedererkannt.