Seuche: Warnungen an Türkei-Reisende. Zoll in Fuhlsbüttel sucht nach Fleisch im Gepäck. EU droht mit 25 000 Euro Bußgeld.

Hamburg. Die Vogelgrippe breitet sich in Europa immer weiter aus. Nachdem in der Türkei schon drei Menschen starben und mindestens 15 weitere Patienten an dem gefährlichen Erreger H5N1 erkrankten, hat Deutschland gestern die Grenzkontrollen verschärft. Reisende aus der Türkei und Südosteuropa werden in mehreren Bundesländern verstärkt auf illegal eingeführte Geflügelprodukte überprüft - auch in Hamburg.

Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) will sich morgen mit seinen Kollegen aus den Bundesländern zu einer Krisensitzung treffen und Maßnahmen zur Vorsorge beraten. Seehofer appellierte an Reisende, die Einfuhrbestimmungen zu beachten: "Wer illegal Produkte aus Ausbruchsgebieten der Geflügelpest nach Deutschland einführt, handelt unverantwortlich und fahrlässig. Wir werden mit ganzer Härte gegen Personen vorgehen, die verbotene Produkte einzuführen versuchen." Im Visier der Fahnder: die Grenzübergänge, Flug- und Seehäfen sowie Reisebusse. Seehofer will "bei der geringsten Gefahr" sofort eine neue Stallpflicht anordnen.

Die Bundesregierung rief Türkei-Urlauber zu erhöhter Vorsicht auf: Sie sollten keine Geflügelmärkte besuchen und den Kontakt zu Tieren vermeiden. Die EU weitet ihr Importverbot für Geflügelprodukte ab sofort auf unbehandelte Federn aus. Das Verbot gelte auch für östliche Nachbarländer der Türkei wie Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Syrien, den Iran und den Irak. Verstöße sollen mit Bußgeld bis zu 25 000 Euro geahndet werden.

In der Türkei greift die Vogelgrippe vom Osten her nun auf den Norden und das Zentrum des Landes über. Einen Tag nach den Funden von verendeten Vögeln in Istanbul ergriff auch die Zwölf-Millionen-Metropole am Bosporus die ersten Maßnahmen zum Schutz vor der Seuche. Ein WHO-Experte, der den Tod zweier Kinder in der Osttürkei untersucht, warnte: Je mehr Menschen sich infizierten, desto größer sei die Gefahr, daß der Erreger mutiere und dann auch von Mensch zu Mensch übertragbar sei.

Vorsichtsmaßnahmen auch in Hamburg: Der Zoll hat am Flughafen Fuhlsbüttel die Kontrollen von Passagieren aus der Türkei verschärft. Johannes Fried, Sprecher der Oberfinanzdirektion: "Nach dem Auftreten der ersten Todesfälle in der Türkei sind wir sensibler geworden." Die Beamten untersuchten das Gepäck vor allem auf Geflügelfleisch oder Federn. Sogar "einfacher Reiseproviant" werde beschlagnahmt, wenn es sich um Fleisch von Geflügel handele.

Der Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde, Hartmut Stienen, verwies darauf, daß schon seit dem Spätherbst 2005 ein Einfuhrverbot für Geflügel aus der Türkei und anderen Risikoländern bestehe. Seitdem habe die Behörde ihr Personal am Flughafen verstärkt, um den Zoll zu unterstützen.

Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern lassen auch in den Seehäfen verstärkt kontrollieren. Das Kieler Landwirtschaftsministerium hält eine erneute Stallpflicht für möglich, wenn im Februar die Rückkehr der Zugvögel beginnt. Niedersachsen verschärfte die Kontrollen am Flughafen Hannover und will auf Autobahnen auch Reisebusse durchsuchen lassen. Allein in Frankfurt wurden gestern in zehn Reisebussen 200 Kilo Lebensmittel beschlagnahmt, darunter Geflügelfleisch, rohe Eier und verschmutzte Federn. Die Busse kamen aus der Türkei, Rumänien, Rußland und Kroatien.

Unklar ist, wie stark das Virus unter Zugvögeln verbreitet ist. Forscher untersuchen derzeit Tiere in den Winterquartieren in Nordafrika.