Münsterland: 90 000 Menschen die vierte Nacht ohne Elektrizität. Fragen und Antworten zur Schneekatastrophe im Münsterland. Wie gut Hamburg vorbereitet ist.

Düsseldorf. Schrecken ohne Ende im Münsterland: Schon die vierte Nacht in Folge mußten rund 90 000 Menschen in Nordrhein-Westfalen ohne Strom auskommen. Statt Entwarnung zu geben, stellte der Energierversorger RWE gestern nach Regenfällen auf vereiste Stromleitungen weiteren 40 000 Menschen den Strom ab. In Ochtrup sei der Wiederaufbau des Netzes besonders schwer, da die Leitung über die A31 installiert werden müsse, so RWE. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu der Katastrophe:

Wie kam es zu dem Schneechaos?

Schuld ist aus Sicht des Deutschen Wetterdienstes (DWD) eine Kombination aus Naßschnee, Temperaturen um null Grad und Wind der Stärke acht. So konnte sich ungewöhnlich viel Schnee und Eis an Freileitungen und Hochspannungsmasten festsetzen. Dadurch habe sich die Oberfläche vervielfacht, auf die der Wind einwirken konnte. Die Schwingungen könnten zu so starken Kräften an den Masten geführt haben, daß sie unter der Last nachgaben.

Warum haben die Masten dem Druck nicht standgehalten?

Erich Reichertz von RWE Energy: "Wir haben bis zu 60 Zentimeter dicke Eiswalzen um die Leitungen gehabt." Unter diesem Gewicht seien die Masten eingestürzt, da sie nur für ein dreifaches Zusatzgewicht ausgelegt seien. Man habe es aber wegen des extrem nassen Schnees an vielen Stellen mit dem fünffachen Gewicht zu tun gehabt.

Ist das deutsche Netz überaltet?

Deutschland habe die "höchste Netzsicherheit in Europa", versichert der Verband der Netzbetreiber. Ursächlich für das Chaos sei allein die extreme Wettersituation. Fest steht aber auch: Mit Investitionen über rund 40 Milliarden Euro soll das Stromnetz in den nächsten 15 Jahren modernisiert werden. Forderungen der Verbraucherschützer, den vom Stromausfall Betroffenen Schadenersatz zu leisten, lehnte der Stromanbieter RWE gestern kategorisch ab.

Wie gut ist Hamburg vorbereitet?

Ivo Banek, Sprecher von HEW/Vattenfall: "Als es nach der Schneekatastrophe 1978 im Norden zu Stromausfällen kam, hat Hamburg seine Strommasten bereits verstärkt. Jetzt prüfen wir, ob das erneut erforderlich ist." Ein Großteil der Hochspannungsleitungen in der Hansestadt verlaufe aber schon unterirdisch. Zudem sei das Netz mehrfach abgesichert, so daß bei Unterbrechungen die Stromzufuhr über eine Umleitung gesichert sei. Banek: "Hamburg und Berlin haben bundesweit am seltensten einen Stromausfall. Im Schnitt nur alle fünf Jahre für 70 Minuten."