H5N1: Erster Verdachtsfall in Deutschland. Neues Todesopfer in Indonesien. Seuche bisher in 14 Ländern nachgewiesen.

Koblenz/Berlin. Die Vogelgrippe kommt immer näher. Gestern schreckten ein paar tote Graugänse und Enten in Rheinland-Pfalz und Niedersachsen ganz Deutschland auf. Ein Land in Angst. Am Abend dann vorerst Entwarnung. Die in Göttingen gefundenen Zugvögel starben vermutlich an Erschöpfung, die 22 in Neuwied entdeckten Graugänse verendeten an dem handelsüblichen Mäuse- und Rattengift Phosphid, aber: Bei zwei Tieren wurden auch Hinweise auf eine Influenza-A-Infektion entdeckt.

Stefan Bent, Präsident des Landesuntersuchungsamtes in Koblenz: "Das ist bei Wildgänsen nichts Außergewöhnliches. Rund fünf Prozent der Vögel tragen das Virus in sich. Aber wir müssen das jetzt genauer untersuchen." Gewißheit, ob es sich bei der Influenza-Infektion möglicherweise doch um den gefährlichen Virustyp H5N1 handelt, könne es erst in einigen Tagen geben.

In Indonesien starb gestern ein vierter Mensch an der Vogelgrippe. Ein 23jähriger aus Bogor im Westen Javas erlag der Seuche im Krankenhaus. Damit hat die Vogelgrippe seit 2003 in Asien 62 Menschen sowie Millionen Vögel das Leben gekostet. Mediziner befürchten, daß das Virus mutieren und auf den Menschen überspringen könnte. Folge könnte eine weltumspannende Grippe-Pandemie sein.

Bisher wurde H5N1 in 14 Ländern offiziell registriert.

CHINA: Am 27. Januar 2004 wird das Virus erstmals nachgewiesen. Betroffen sind Hühner, Enten, Gänse und Tauben. Gestern wurde ein neuer Ausbruch in Tianshan bekannt. In der inzwischen zu China gehörenden Stadt Hongkong tritt das Virus 1997 das erste Mal auf.

GROSSBRITANNIEN: Am 23. Oktober 2005 wird das Virus H5N1 bei einem aus Südamerika importierten Papagei nachgewiesen. Da sich der Fall in einer Quarantänestation ereignete, gilt die Insel nach EU-Regeln aber als vogelgrippefrei.

INDONESIEN: Der erste H5N1-Ausbruch wird am 15. Dezember 2003 bestätigt. Anschließend tritt das Virus in 127 Gebieten auf. Mit Impfungen und der Vernichtung von Lebensmitteln und Geflügel wird diese Welle eingedämmt. Erneuter Ausbruch im Sommer 2005. Vier Menschen sterben an einer H5N1-Infektion.

JAPAN: Am 12. Januar 2004 tritt auch in Japan bei einer Legehenne ein H5N1-Fall auf. Knapp 6000 Tiere sterben, weitere 8300 werden getötet.

KAMBODSCHA: Auch hier wird die H5N1-Erkrankung am 12. Januar 2004 bei Legehennen entdeckt. Vier Menschen sterben an dem Virus.

KASACHSTAN: Am 22. Juli 2005 erreicht das Vogelgrippevirus H5N1 Kasachstan. 2350 Gänse und 450 Enten sterben oder werden getötet.

MALAYSIA: Am 17. August 2004 wird ein H5N1-Ausbruch in einem kleinen Dorf an der Grenze zu Thailand bei 60 freilaufenden Hühnern festgestellt.

MONGOLEI: Am 2. August 2005 werden nach dem ersten Bekanntwerden eines H5N1-Ausbruchs 90 Vögel getötet.

RUMÄNIEN: Am 4. Oktober 2005 werden in Rumänien die ersten H5N1-Infektionen bei Tieren in Europa bekannt. 58 Legehennen und 42 Enten werden getötet. Zugvögel sollen das Virus eingeschleppt haben.

RUSSLAND: Am 23. Juli 2005 werden die ersten Erkrankungen im asiatischen Teil Rußlands bekannt. In neun Dörfern in der Region Nowosibirsk werden befallene Hühner, Enten, Truthähne und Gänse entdeckt.

SÜDKOREA: Am 10. Dezember 2003 bricht die Vogelgrippeform H5N1 in Südkorea aus. 24 000 Zuchthähnchen werden getötet oder sterben.

THAILAND: Am 19. Januar 2004 wird das Virus H5N1 in Thailand entdeckt. 66 000 Vögel werden sofort getötet. Bislang sind zwölf Menschen gestorben.

TÜRKEI: Am 1. Oktober erreicht das H5N1-Virus den asiatischen Teil der Türkei. 1700 Truthähne sterben, weitere 100 werden getötet.

VIETNAM: Vietnam hat mit 41 Toten die meisten Vogelgrippe-Opfer unter Menschen. Der erste H5N1-Ausbruch bei Hühnern war am 27. Dezember 2003.