Die TV-Reality-Show “Big Brother“ machte Jade Goody zum Star. Letztes Jahr erfuhr sie, dass sie Gebärmutterhalskrebs hat, inzwischen im Endstadium. Ihr Schicksal bewegte ganz Großbritannien, jetzt will sie sich beim Sterben vom Fernsehen filmen lassen. Bilder von Jade Goody.

London. Jade Goody wurde von den "Big Brother"-Zuschauern geliebt, aber auch gehasst. Seit 2002 bestimmen die Medien ihr Leben, alles Spannende wurde dokumentiert. Jetzt möchte die 27-Jährige auch ihren Tod vermarkten. Sie will, dass das TV sie dabei begleitet, wenn ihr Leben zuende geht. "Ich habe vor den Fernsehkameras gelebt. Und nun werde ich eben vor ihnen sterben", kündigte die ehemalige Zahnarzthelferin an. Eine durchaus perverse Art der Vermarktung.

2002 machte sie das erste Mal bei Big Brother mit. Goody sorgte vor allem durch ihr fehlendes Allgemeinwissen und ihr freches Mundwerk für viel Aufregung und Gelächter: Rio de Janeiro hielt sie für eine Person, die englische Stadt Cambridge für einen Teil von London. Fünf Jahre später ging sie erneut in den Wohncontainer, machte sich jedoch durch rassistische Bemerkungen über die indische Schauspielerin Shilpa Shetty zum Gespött der Zuschauer. 2008 folgte dann der dritte Anlauf bei Big Brother: Sie nahm an der indischen Ausgabe der Sendung teil und wollte sich nach ihren anstößigen Bemerkungen über Ausländer wieder beliebt machen.

Doch dann kam die alles entscheidende Wende: Goody erfuhr während der Show von ihrer Krebserkrankung und beschloss, auch diese zu vermarkten. Britische Zeitungen und Fernsehsender verfolgten das Leben der 27-Jährigen und berichteten von ihrem aktuellen Gesundheitszustand. Die Britin lässt die Nation an ihrem Leid und an ihrem Abschied teilhaben.

Unmittelbar nach der Diagnose, heiratete sie ihren Freund Jack Tweedy in einem Landhaushotel nördlich von London. Damit erfüllte sie sich einen Herzenswunsch. Aber auch dieser wurde dementsprechend teuer verkauft: Für die exklusiven Film- und Fotorechte an der Hochzeit soll die Sterbenskranke umgerechnet mehr als eine Million Euro von einer Hochglanzzeitschrift kassiert haben.

"Ich weiß, dass manche nicht mögen, was ich tue", sagte Goody dem Boulevardblatt "News of the World". "Aber das ist mir jetzt egal. Jetzt geht es darum, was ich will." Mit dem Geld, das Goody durch ihre Medienauftritte verdient, will sie nach eigenen Worten die Zukunft ihrer beiden vier und fünf Jahre alten Söhne absichern. "Ich werde ihnen eine Kiste packen, in die viele Dinge kommen, die sie an das erinnern sollen, was wir zusammen erlebt haben. Wenn sie älter sind, wird ihnen das vielleicht helfen, an mich zu denken."

Mittlerweile hat die 27-Jährige Gebärmutterhalskrebs im Endstadium. Die Ärzte hatte ihr direkt bei der Diagnose gesagt, dass ihre Krankheit unheilbar ist. Sämtliche Therapien schlugen nicht an, sie verlor alle Haare. Die Metastasen haben sich inzwischen im ganzen Körper ausgebreitet. Die Ärzte geben ihr noch noch wenige Wochen zu leben.

Bei ihrem Feldzug durch die Medien bekommt Goody prominente Unterstützung. Viele seien zwar der Meinung, sie solle sich nun besser zurückziehen, sagte Kardinal Cormac Murphy-O'Connor, das Oberhaupt der Katholiken in England und Wales. "Aber ich glaube, sie hat eine Entscheidung getroffen und will die Menschen in den letzten Wochen ihres Lebens etwas lehren." Ihr Medienrummel hatte zumindest zur Folge, dass die Nachfrage nach Vorsorgeuntersuchungen gegen Gebärmutterhalskrebs deutlich gestiegen ist.

Sogar der britische Premierminister stellte sich hinter Goody. "Es ist sehr traurig und tragisch, dass so ein junger Mensch diesen tödlichen Krebs hat", sagte Gordon Brown. "Jeder hat seinen eigenen Weg, damit umzugehen, und wir müssen ihre Entschlossenheit begrüßen, ihrer Familie zu helfen."