Ihr kurzes Leben, vor allem aber ihr Sterben bewegt Großbritannien: Die umstrittene Reality-TV-Berühmtheit Jade Goody ist tot. Sie erlag gestern in ihrem Haus in Upshire im Südosten Englands mit nur 27 Jahren einer Krebserkrankung. Mit Bildern von Jade Goody.

London. Erst Ende Februar hatte Jade Goody unter großem Medienwirbel Hochzeit gefeiert - ebenso öffentlich und teuer, wie sie später ihre Krankheit "vermarkte". Bekannt wurde die ehemalige Zahnarzthelferin 2002 als Teilnehmerin von "Big Brother". Laut und schnodderig, schieden sich an der damals 21-Jährigen bald die Geister. Erst wurde sie als dämliche Schlampe verspottet, dann von der Boulevardpresse als Frau Jedermann gefeiert, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Das Wechselbad aus Lob und Tadel begleitete sie den Rest ihres Lebens. An ihr entzündeten sich öffentliche Debatten über Rasse, Klasse und Ruhm.

Video: Jade Goody von Leiden erlöst

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Manche betrachteten Goody als Überlebenskünstlerin: eine harte Kindheit in einem Londoner Sozialbau, der Vater abwesend und oft im Knast, die Mutter drogenabhängig. Gleichzeitig wurde die "Big-Brother"-Kandidatin wegen ihres Gewichts, ihrer großen Klappe und ihres Mangels an Allgemeinbildung durch den Kakao gezogen. Sie gewann zwar nicht die Show, aber so viel Aufmerksamkeit, dass sie mit TV-Auftritten, einer Autobiografie, einem Parfüm und Fitness-Videos Millionen verdiente. Der Absturz folgte bei einem Prominenten-Special von "Big Brother" 2007. Da stand Goody als rassistische Mobberin da, weil sie die indische Bollywood-Schauspielerin Shilpa Shetty (33) triezte. Es hagelte Beschwerden, und die Quoten schossen hoch.

Im Sommer 2008 erhielt Goody die Diagnose Gebärmutterkrebs. Dieser sehr private Moment wurde von der Kamera eingefangen und im britischen Fernsehen gezeigt. Von nun an vermarktete die Britin ihr Sterben. "Die Leute werden sagen, ich tu das für Geld", sagte sie. "Und sie haben recht, das tue ich. Aber nicht, um schicke Autos oder große Häuser zu kaufen. Es ist für die Zukunft meiner Söhne. Ich will nicht, dass meine Kinder so eine elende Kindheit mit Armut und Drogen haben wie ich."