„Wir flehen Sie an, die qualvolle Situation positiv zu beenden“, mit diesen Worten wandte sich die Familie von Maria B. an die Entführer.

Heidenheim/München. Nach dem TV-Appell der Familie an die Entführer der Bankiersfrau Maria Bögerl hat die Polizei gut 100 neue Hinweise zum Fall erhalten. „Mittlerweile haben wir rund 1.050 Hinweise, aber weiterhin fehlt jede Spur zur Entführten“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag auf DAPD-Anfrage.

In der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ hatten die Familienangehörigen der Entführten an die Menschlichkeit der Täter appelliert: „Wir flehen Sie an, die für uns alle so qualvolle Situation positiv zu beenden. Bitte lassen sie uns wissen, wo sich unsere Mama befindet“, sagte Bögerls 24-jähriger Sohn am Mittwochabend in einem zuvor aufgezeichneten Video. Bögerls 27-jährige Tochter bat die Entführer, „ein Zeichen“ zu geben, anzurufen, eine E-Mail oder einen Brief zu schreiben. „Ich appelliere an Ihre Menschlichkeit“, fügte Bögerls Ehemann Thomas Bögerl hinzu. Die Kinder des Ehepaars Bögerl wurden in der ZDF-Sendung nicht namentlich vorgestellt.

Polizei ließ Lösegeld 16 Stunden nach geplanter Übergabe abholen

Seit einem Telefonat mit ihrem Mann am Tag ihres Verschwindens (Mittwoch, 12. Mai) fehlt jedes Lebenszeichen von der 54-Jährigen. Der Täter hatte ein hohes Lösegeld gefordert. Der Bankier deponierte – wie vom Entführer verlangt – das Geld in einem Müllsack neben der A7, das jedoch nicht abgeholt wurde. Zum Zeitpunkt der Geldübergabe war die Polizei bereits über den Fall informiert gewesen – obwohl Thomas Bögerl mit dem Entführer vereinbart habe, die Ermittler nicht einzuschalten.

Nachdem das Lösegeld nicht abgeholt wurde, ließ die Polizei den Müllsack nach rund 16 Stunden von der Autobahnmeisterei aufsammeln, wie ein Polizeisprecher sagte. „Es war in unserem Sinne, dass das Geld abgeholt wurde“, fügte der Sprecher hinzu.

Entgegen einem Bericht der „Bild“-Zeitung“ habe es sich somit nicht um eine Panne bei der Geldübergabe gehandelt. Die „Bild“ berichtete hingegen, dass die Autobahnmeisterei den Müllsack versehentlich abgeholt habe. Anschließend sei das Lösegeld von Polizeibeamten erneut an den von den Entführern verlangten Ort zurückgelegt worden.

Die Polizei sucht nach der ZDF-Sendung weiterhin Zeugen, die zum Zeitpunkt der Geldübergabe Beobachtungen an der A7 gemacht haben. Außerdem erhofft sich die Sonderkommission Hinweise über die Herkunft einer Deutschlandflagge, die zur Markierung bei der geplanten Geldübergabe verwendet worden war. Die Belohnung für den entscheidenden Hinweis wurde inzwischen von 50.000 auf 100.000 Euro aufgestockt.