Vor dem Krisentreffen am Freitag in London hat Bernie Ecclestone im Streit um die Budgetgrenze einen Kompromiss aufgezeigt. Für ihn klar: „Der Schlüssel ist Ferrari“.

London. Im Formel-1-Machtkampf um die Budgetgrenze kommt es am Freitag zur Kraftprobe. Beim Krisengipfel in einem Londoner Hotel wollen die mit Ausstieg drohenden Rennställe um Streitführer Ferrari ihren Konflikt mit Automobil-Weltverbandschef Max Mosley offen austragen. „Wir bluffen nicht“, warnte Piero Ferrari, Sohn von Scuderia-Gründer Enzo Ferrari, am Donnerstag. Gelingt in der explosiven Debatte um das 45-Millionen-Etatlimit für 2010 keine Einigung, ist die Zukunft der „Königsklasse“ in ernsthafter Gefahr. „Der Schlüssel ist Ferrari“, sagte Rechte-Mitinhaber Bernie Ecclestone, der einen Rückzug der Italiener unter allen Umständen verhindern und bei dem Treffen als Schlichter auftreten will.

Der Formel-1-Zampano drängt nach den heftigen Wortgefechten der vergangenen Tage auf einen schnellen Kompromiss. Mit weiteren Ausnahme-Regelungen für das auf 45 Millionen Euro veranschlagte Etatlimit will der Brite die Protestfront ins Wanken bringen. „Vielleicht reicht es, andere Posten aus dieser Begrenzung herauszunehmen?“, schlug der 78-Jährige in der Pariser Zeitung „Le Figaro“ vor. Neben Fahrer-Gehältern, Marketing-Ausgaben und Bußgeldern könnten demnach auch weitere Etatposten nicht unter die Budgetgrenze fallen.

Im sportpolitischen Ränkespiel umwirbt Ecclestone vor allem die tief gekränkte Ferrari-Fraktion. „Im Moment hängt jeder an ihrem Rockzipfel. Wenn wir das bereinigen, ist alles okay“, vertraute er britischen Medien an.

Der Streit um die Budgetgrenze, für deren Einhaltung die Teams mit technischen Freiheiten belohnt werden, ist zugleich ein Poker um die Machtverteilung in der Rennserie. „Die Teams sind die Formel 1. Die FIA sollte einfach den Schiedsrichter machen. Aber die Regeln müssen wir vorgeben“, zitierte die „Gazzetta dello Sport“ Renault-Teamchef Flavio Briatore. Schon vor dieser Saison hatte der Internationale Automobilverband FIA die Formel 1 mit einer massiven Regelreform durcheinandergewirbelt. Diesmal wollen sich die etablierten Rennställe nicht überrumpeln lassen. „Mosley kann uns die Regeln nicht vorschreiben, ohne mit jemandem zu sprechen. So eine Art zu arbeiten, ist inakzeptabel“, schimpfte Briatore.

Wie Ferrari lehnen Renault, Toyota und Dietrich Mateschitz, Besitzer der Teams Red Bull und Toro Rosso, unter dem von der FIA beschlossene Regelwerk eine Einschreibung für die Saison 2010 ab. Auch BMW sprach sich gegen ein Zwei-Klassen-Reglement aus. „Wenn es wirklich so kommen sollte, dann werden unsere Autos in anderen Wettbewerben fahren, wo wir die Leidenschaft unserer Fans in aller Welt finden“, erklärte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo und dankte ausdrücklich für die Solidaritätsbekundungen der Tifosi.

Die Chance für eine angeblich von Ferrari geplante Piratenserie als Konkurrenz zur Formel 1 gilt indes als gering. Die zumeist längerfristigen Vereinbarungen der Teams mit Vermarkter Ecclestone, TV-Verträge und die mangelnde Infrastruktur von Alternativ- Rennstrecken sprechen gegen ein solches Projekt. Zudem dürfte in Zeiten der Wirtschaftskrise der kostspielige Aufbau einer neuen Rennserie bei Konzernvorständen kaum vermittelbar sein. Auch deshalb ist eine Beilegung des Budgetzoffs wahrscheinlich. „Eins muss klar sein: Wir, Ferrari und die anderen haben keinerlei Absicht mit der FIA zu brechen“, beteuerte Briatore.