Michael Schumacher schließt einen Einsatz anstelle des verunglückten Felipe Massa in den kommenden Formel-1-Rennen nicht kategorisch aus.

Neuss. Es sei in erster Linie Ferraris Entscheidung, sagte Schumachers Sprecherin, Sabine Kehm, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Und wenn Ferrari auf Michael zukommt, wird er sich damit auseinandersetzen“, erklärte sie. Offenbar würde sich der 40-Jährige körperlich fit genug fühlen, um in der einst von ihm regierten Königsklasse in einem guten Auto sogar wieder vorne mitzufahren.

Zumindest sagte er das vor rund zwei Wochen beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring in einem der dpa am Dienstag im Wortlaut vorliegenden Interview mit der Illustrierten „Bunte“. „Rein vom Kopf her und wie ich mich körperlich fühle, könnte man das Gefühl haben, dass ich noch um den Sieg mitfahren könnte.“ Wie immer schloss Schumacher zu dem Interview-Zeitpunkt ein Comeback nach seinem Rücktritt vor knapp drei Jahren aus. „Es macht keinen Sinn, dass ich jetzt über ernsthafte Angebote spreche.“ Doch nach dem Ausfall Massas ist die Situation eine andere. Auch aus Verbundenheit zur Scuderia und seinem ehemaligen „Schüler“ Massa dürfte Schumacher ins Grübeln kommen. Allerdings würden die noch ausstehenden sieben Saisonrennen auch eine Herausforderung bedeuten.

Ex-Champion und Ferrari-Fahrer Niki Lauda forderte jedenfalls schon mal unverblümt den Einsatz des 250-maligen Grand-Prix-Starters und 91-maligen Rennsiegers. „Ganz einfach: Von allen verfügbaren Fahrern, allem, was es an Möglichkeiten gibt, ist Michael ganz klar der Beste“, sagte Lauda auf der Internetseite der „Bild“-Zeitung am Dienstag. Schumacher gehöre zudem zum Ferrari-Team. Nachdem der Kerpener am 22. Oktober 2006 sein letztes Formel-1-Rennen bestritt, arbeitet der mittlerweile 40-Jährige, der in den nächsten Tagen kein persönliches Statement abgeben will, bis dato als Berater des Teams. Gefahren ist er den aktuellen Rennwagen noch nicht, nicht einmal bei einem Test. Allerdings: Der erst 19-jährige Jaime Alguersuari steuerte am vergangenen Wochenende -bis auf zwei kurze Aerodynamik-Tests – sogar zum allerersten Mal ein 730 PS leistendes Rennauto. Im Gegensatz zu dem Debütanten könnte Schumacher auf eine beispiellose Grand-Prix- Erfahrung bauen, inklusive sieben Weltmeister-Titel.

Seit dem Ende seiner Vierrad-Karriere frönt der Fitness-Freak vor allem seiner Motorrad-Leidenschaft. Im Februar stürzte er jedoch schwer mit seinem Zweirad, eine wochenlange Trainingspause war die Folge. Bis heute ist nicht wirklich bekannt, welche Blessuren sich Schumacher damals zugezogen hatte. Für Lauda steht jedenfalls fest, dass die beiden etatmäßigen Ferrari-Testfahrer Luca Badoer und Marc Gené an Schumacher nicht heran kämen. Die Statistik belegt das: Der Italiener Badoer (Alter: 38) verbuchte 48 Grand-Prix-Rennen, Siege: Fehlanzeige. Und Gené? Der 35-jährige Spanier kommt auf 36 Starts, ebenfalls ohne Sieg.

Laudas Fazit: „Michael ist immer noch der Beste, er ist in allen Bereichen eine Klasse für sich.“ Der Österreicher meinte, dass Ferrari-Boss Luca di Montezemolo und auch Teamchef Stefano Domenicali „genauso wie ich“ denken. „Die haben Ahnung. Die überlegen zurzeit ganz genau, was sie jetzt machen.“ In Spanien wird derweil über eine andere Variante spekuliert: Demnach könnte Fernando Alonso, angeblich bereits ausgestattet mit einem Vorvertrag, bereits vorzeitig zur Scuderia wechseln. Zumal Renault wegen des Reifen-Vorfalls in Budapest für Alonsos Heimrennen suspendiert ist, die Berufung steht noch aus. „Ich weiß, dass alle wissen wollen, was Ferrari nun machen will“, erklärte Ferrari- Präsident di Montezemolo. „Ich bin mir sicher, dass wir die richtige Wahl treffen werden.“ Spätestens dann dürfte sich auch Schumacher wieder äußern.