Der Pferdesport stand zuletzt immer wieder unter Doping-Verdacht. Beim Springderby in Klein Flottbek ergreift man deshalb präventive Maßnahmen im Anti-Doping-Kampf.

Hamburg. "Er hat seine Strafe abgebrummt, und deshalb darf er auch bei uns reiten", sagt Volker Wulff. Hamburgs Derbychef spricht von Christian Ahlmann (Marl), der als einer der ersten Springreiter für das Deutsche Spring- und Dressur-Derbyturnier in Klein Flottbek (21. bis 24. Mai) gemeldet hatte. Der Ex-Europameister war bei Olympia 2008 in Hongkong mit seinem Pferd Cöster in einen Dopingfall verwickelt und wurde für acht Monate gesperrt.

Es gibt weitere deutsche Spitzenreiter, die in ihrer langen Karriere mit den Dopinggesetzen in Konflikt kamen. Olympiasieger Ludger Beerbaum gehört dazu, seine Schwägerin und mehrfache Weltranglistenerste Meredith Michaels-Beerbaum ebenfalls und auch der ehemalige Europameister Marco Kutscher. Sie alle kommen auch in diesem Jahr nach Hamburg.

"Es wäre zu schön, wenn man sicher sein könnte, dass Reiter grundsätzlich nichts Unrechtes machen", sagt Hamburgs Derbychef Volker Wulff. "Leider gab es viele Vorkommnisse, die zur Image-Schädigung unseres Sportes beigetragen haben."

Aus diesem Grunde gibt es in der deutschen Reiterei endlich verstärkte Bemühungen im Dopingkampf. "Nach den Vorfällen haben wir uns beim Verband zusammengesetzt und überlegt, was sinnvoll ist", so Wulff. "Die Veranstalter haben sich positioniert und Gegenmaßnahmen beschlossen."

Hamburg spielt eine Vorreiterrolle und hat folgende Maßnahmen beschlossen:

1. Die Anzahl der Stewards wurde von drei auf sechs verdoppelt. Sie beobachten das Geschehen auf dem Abreiteplatz und prüfen, ob alles regelkonform vonstatten geht. Sie haben mehr Rechte und Autorität als bisher. Bei einem begründeten Verdacht wird sofort ein international anerkannter Tierarzt hinzugezogen.

2. Die Kontrollen, bisher eine freiwillige Maßnahme, werden verschärft. Unmittelbar nach dem Ausritt prüften Stewards die Beine der Pferde. Sie lösen die Gamaschen an den Beinen, um Verletzungen zu erkennen. Es kam im internationalen Springsport auch schon vor, dass scharfe Gegenstände zwischen Gamasche und Bein gefunden wurden. Das wäre Tierquälerei.

3. Die Anzahl der Dopingproben wird auf insgesamt 30 erhöht, soviele wie nie zuvor. Die ersten drei Pferde jeder Prüfung mit Weltranglistenpunkten werden automatisch getestet, außerdem trifft es nach einem besonderen Schlüssel und Losentscheid die Nächstplatzierten.

4. Reiter, deren Pferde in Hamburg positiv getestet werden (Das passierte in den vergangenen zehn Jahren allerdings noch nicht), werden sofort nach der A-Probe gesperrt. „Wir wollen nicht mehr wie in der Vergangenheit das Ergebnis des B-Tests abwarten“, so Wulff, „dann bleiben oft noch Schlupflöcher.“

Voriges Jahr hatten Derby-Sportchef Paul Schockemöhle und Volker Wulff die Idee zu strengerem Vorgehen beim Doping. Nach intensiven Gesprächen mit der Reiterlichen Vereinigung in Warendorf wurde das auch ins internationale Regelwerk aufgenommen.