Der Weltverband hat plötzlich mehr Stoff genehmigt, doch den meisten Frauen ist das egal. “Wir ändern nichts“, verspricht Laura Ludwig.

London. Die Kleider-Revolution am Olympia-Strand fällt aus. „Wir wollen direkt vor dem Wohnzimmer der Queen, bestimmt gegen jede Etikette, im Bikini unser Bestes geben“, verspricht die Hamburger Beach-Volleyballerin Sara Goller vor dem Start in den Medaillenkampf am Londoner Horse Guards Parade nahe des Buckingham Palace. Wie Goller, die zusammen mit Laura Ludwig zu den deutschen Hoffnungen auf olympisches Edelmetall gehört, werden wohl auch die anderen Beach-Girls wie gewohnt in knappen Bikinis ihrem Tagwerk nachgehen.

+++ Brink/Reckermann mit dem Ronaldo-Ball zum Medaillentraum +++

Seit Jahren gehören die Stoff-Fetzen der Beach-Volleyballerinnen zum Alltag auf den Courts dieser Welt – und in der von Männern dominierten Sportwelt auch zu den beliebtesten Foto-Motiven. Doch im Vorlauf auf Sommerspiele änderte der Volleyball-Weltverband FIVB seine Kleiderordnung. Mehr Stoff ist nun erlaubt, neben langen Oberteilen mit Ärmeln dürfen nun auch weite Shorts getragen werden, die erst drei Zentimeter über dem Knie enden müssen.

Doch die meisten Beach-Volleyballerinnen lieben es knapp. „Wir ändern nichts. Wir freuen uns, im Bikini zu spielen. Das ist unsere Arbeitskleidung“, sagt Ludwig. Und auch die zweimalige Olympiasiegerin Kerri Walsh (USA) denkt gar nicht daran, sich künftig zugeknöpft zu geben. „Ich liebe es, im Bikini zu spielen. Es macht einfach Sinn.“

Auch Ilka Semmler und Katrin Holtwick, die als zweites deutsches Frauen-Duo bei Olympia an den Start gehen, wollen beim gewohnten Outfit bleiben. „Wir fühlen uns wohl in unseren Bikinis und sehen keinen Grund, etwa zu ändern“, sagt Semmler.

„Gerade bei warmem Wetter sind Bikinis absolut von Vorteil“, erklärt Semmler, die zusammen mit Holtwick im Vorfeld von Olympia medienwirksam durch Fotos in Dessous auf sich aufmerksam machte. „Außerdem haben wir freiwillig eh schon immer die vorgeschriebene Maximalgröße der Hosen unterschritten.“ Natürlich garantieren die knappen Outfits auch größere Aufmerksamkeit für die Randsportart Beach-Volleyball.

Vergessen ist seit langem die herbe Kritik an den Verantwortlichen des Weltverbandes, die einst die Bikini-Pflicht eingeführt und sich daraufhin Voyeurismus-Vorwürfe gefallen lassen mussten. Die neue Regelung soll vor allem Athletinnen aus solchen Ländern zu gute kommen, denen die bisherige Freizügigkeit aus religiösen oder ethischen Gründen gar nicht schmeckte. „Es gibt ja andere Religionen, da darf man nicht so viel Haut zeigen“, sagt Ludwig. „Deshalb finde ich es gut, dass es jetzt etwas offener ist.“ (sid/HA)