Der schwedische Linksaußen wechselt im Sommer zu den Füchsen. Paris HB will Vori und Duvnjak, HSV fordert eine Million Euro Ablöse.

Aschaffenburg. Johannes Bitter streckte noch einmal Arme und Beine, und tatsächlich konnte er den letzten Wurf von Michael Spatz mit einem Reflex abwehren. Mit seiner zwölften Parade bei 37 Würfen sicherte der HSV-Torhüter den Hamburger Handballern in der Schlussminute den 31:30-(16:17)-Sieg beim TV Großwallstadt, dem Tabellenvorletzten der Bundesliga. Mit zehn Treffern, darunter vier Siebenmetern, war Hans Lindberg in der Frankenstolz Arena in Aschaffenburg erneut bester Torschütze des HSV. "Es war der erwartet harte Kampf. Wir haben zu viele Torchancen ausgelassen, dennoch hatten wir in den kritischen Situationen immer eine Antwort parat. Dafür gebührt meiner Mannschaft Respekt", sagte HSV-Trainer Martin Schwalb.

Nach dem vierten Erfolg in Serie darf sich der deutsche Meister von 2011 für das neue Jahr wieder an gehobenen Ansprüchen orientieren. In der Bundesliga soll zumindest noch der Sprung auf Tabellenplatz vier geschafft werden, der in der Vergangenheit zur Teilnahme am Wildcard-Turnier zur Champions League berechtigte. Bei zehn Heimspielen und nur fünf Begegnungen in der Fremde, die allerdings in Mannheim, Kiel, Flensburg, Melsungen und Balingen, könnte die Aufholjagd gelingen. Das Erreichen der Final Fours im deutschen Pokal (13./14.4. in der O2 World) und in der Champions League (1./2.6. in Köln) stehen zudem auf der Agenda. "Schaffen wir alle drei Ziele, hätten wir trotz der zahlreichen Rückschläge aufgrund unserer vielen Verletzten eine sehr erfolgreiche Saison gespielt", sagt HSV-Präsident Matthias Rudolph.

Die Planungen für die Spielzeit 2013/2014 laufen unterdessen weiter. Die Neuzugänge Henrik Toft Hansen, Petar Djordjic, Adrian Pfahl und Kentin Mahé (spätestens 2014) werden der Mannschaft ein anderes, vor allem jüngeres Gesicht geben. Bei den vier Einkäufen wird es vermutlich nicht bleiben können, denn Linksaußen Fredrik Petersen wird nach Abendblatt-Informationen den Klub im Sommer verlassen.

Der 29 Jahre alte schwedische Nationalspieler, Olympiazweiter 2012 in London, hat demnach mit Laufzeitbeginn zum 1. Juli 2013 einen Dreijahresvertrag beim Bundesligakonkurrenten Füchse Berlin unterschrieben. Der HSV hatte Petersen im August vom insolventen dänischen Meister AB Kopenhagen verpflichtet und ihm einen Einjahresvertrag gegeben. Er sollte den Langzeitverletzten Torsten Jansen, 36, ersetzen, was ihm zuletzt hervorragend gelang. Am vergangenen Sonnabend warf Petersen beim 30:29 gegen Wetzlar zwei Sekunden vor Schluss den Siegtreffer.

In Hamburg, das ist der Grund für seinen Umzug, hatte der schnelle Linksaußen in den vergangenen Monaten trotzdem nicht die erhoffte Rückendeckung gespürt. Sein Pendant Matthias Flohr kam oft länger zum Einsatz, die nun im Februar anstehende Rückkehr Jansens droht seine Spielmöglichkeiten zusätzlich einzuschränken. Während Präsident Rudolph den Vertrag mit dem von mehreren Bundesligaklubs Umworbenen schon verlängern wollte, hatte Schwalb damit keine Eile. "Wir müssen stets auch taktische Dinge berücksichtigen", hatte der Trainer wiederholt betont. Im Gegensatz zu Jansen, einst einer der besten Abwehrspieler der Welt, war Petersen in der Deckung bislang nur beschränkt einsetzbar.

Während der HSV Petersens Abgang verkraften dürfte, droht das Interesse des französischen Tabellenführers Paris Saint-Germain HB an Spielmacher Domagoj Duvnjak, 24, den Verein nachhaltig zu schwächen. Die ambitionierten Franzosen, die von der Qatar Sport Investment finanziell großzügig unterstützt werden, wollen den Kroaten und dessen Landsmann, Kreisläufer Igor Vori, 32, aus Hamburg holen.

Für Duvnjak, Vertrag bis 2014, soll der HSV bereits eine Ablösesumme von mehr als eine Million Euro aufgerufen haben. Eine ähnliche Summe hatten die Hamburger im August 2009 an RK Zagreb gezahlt. Duvnjak entwickelte sich beim HSV unter Trainer Schwalb zu einem der besten Handballspieler der Welt, einer, der in jedem Spiel Topleistungen bringt. "Er ist ein Vorbild an Professionalität", sagte Schwalb kürzlich über ihn. Duvnjak fühlt sich zwar in Hamburg wohl und kann sich ein Engagement über das Jahr 2014 hinaus beim HSV vorstellen, der Scheichklub Paris HB scheint indes gewillt, sein Gehalt zu verdoppeln. "Eigentlich ist das ein Angebot, das man nicht ablehnen darf", heißt es in Duvnjaks Umfeld. Der HSV will aber um seinen besten Spieler kämpfen. Vori indes darf voraussichtlich, wenn er dann will, trotz laufenden Vertrags im Juli 2013 nach Paris ziehen.

Tore, Großwallstadt: Holst 10 (5 Siebenmeter), Pomeranz 8, Thiede 4, Spatz 4 (1), Graubner 3, P. Schmidt 1; Hamburg: Lindberg 10 (4), Duvnjak 6, Kraus 4, Hens 4, Vori 4, M. Lijewski 1, Flohr 1, Nilsson 1. Schiedsrichter: Moles/Pittner (Heddesheim/Hemsbach). - Zuschauer: 3700. Zeitstrafen: 3; 2. Siebenmeter: 7 (6 verwandelt); 6 (4).