Am Montag wird es auch für die deutsche Nationalmannschaft ernst. Mit einem Sieg gegen Portugal soll der Grundstein für den Einzug ins WM-Achtelfinale gelegt werden. Das Selbstvertrauen ist groß.

Santo André. Respekt ja, Angst nein: Weltfußballer Cristiano Ronaldo flößt der deutschen Nationalmannschaft keine Furcht ein und bereitet Bundestrainer Joachim Löw und seinen Spielern auch keine schlaflosen Nächte. Wenige Stunden vor dem Abflug der DFB-Auswahl nach Salvador de Bahia richteten stattdessen Lukas Podolski, Sami Khedira und Benedikt Höwedes in ihrem WM-Quartier Campo Bahia stellvertretend für das gesamte Team eine Kampfansage an „CR7“ und den ersten Gruppengegner Portugal.

Vor dem Auftakt am Montag (18 Uhr/ARD und im Liveticker auf abendblatt.de), zugleich das 100. WM-Spiel einer deutschen Mannschaft, warnte Khedira aber bei allem Selbstbewusstsein eindringlich vor den Portugiesen. „Das wird das schwierigste Spiel, auch wenn wir zuletzt immer gegen Portugal gewonnen haben“, sagte der Mittelfeldspieler von Champions-League-Sieger Real Madrid. Vor allem seinem Vereinskameraden Ronaldo traut er eine Menge zu.

„Cristiano hat zu mir gesagt: 'Jetzt seid ihr dran, dieses Mal schlagen wir euch.' Ich weiß, dass er brennt. Er will von Anfang an zeigen, dass er zu den Besten der Welt gehört. Er wird sich zerreißen.“ Doch Khedira betonte auch: „Wenn wir unser Spiel durchziehen, werden wir Portugal schlagen.“ Denn, ergänzte Höwedes: „Es spielt nicht Deutschland gegen Ronaldo, sondern Deutschland gegen Portugal.“

Das sieht Podolski ähnlich. „Wir bereiten uns auf Portugal und nicht auf einen Spieler vor. Er ist zwar brandgefährlich und kann Spiele entscheiden, aber solche Leute haben wir auch. Wenn wir unsere Leistung bringen ist es egal, was er macht“, betonte er. Podolski ging sogar noch einen Schritt weiter und behauptete: „Wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir ernsthaft vom Titel sprechen können. Das war vorher nicht immer der Fall.“

Zunächst, ergänze Podolski, müsse aber das Auftaktspiel schadlos überstanden werden. „Das erste Spiel bei einer Weltmeisterschaft ist immer ganz wichtig. Wenn du es gewinnst, gibt dir das einen großen Schub. Wenn du es verlierst, werden Fragen gestellt. Dann kommen direkt Zweifel auf, ob du alles richtig machst.“ Eventuelle Ausreden für den Fall des Misserfolges will er nicht gelten lassen: „Es sind extreme Bedingungen. Aber es darf keine Rolle spielen, ob da jetzt 50, 55 oder 70 Grad herrschen.“

Aufgrund des Spielbeginns um 13 Uhr Ortszeit und der erwarteten äußeren Bedingungen mit Temperaturen um die 28 Grad und einer Luftfeuchtigkeit an die 90 Prozent hatte sich Löw erstmals in seiner achtjährigen Amtszeit dafür entschieden, bereits zwei Tage vor einem Turniermatch anzureisen. In Salvador quartiert sich die DFB-Auswahl in dem in die Jahre gekommenen Strandhotel Catussaba Suites Resort in Flughafennähe ein.

Dort wird der Bundestrainer am Sonntagabend in einer Teamsitzung dann auch die Namen der elf Spieler nennen, die gegen Ronaldo und Co. vor den Augen von Bundeskanzlerin Angela Merkel beginnen werden. „Wir sind froh, dass sie nach Brasilien kommt. Es ist eine besondere Motivation, wenn die Kanzlerin da ist“, sagte Podolski. Der England-Legionär vom FC Arsenal würde nach einem erfolgreichen Match gerne mit Merkel in der Kabine ein „Selfie“ schießen.

Podolskis gute Laune hatte wohl auch damit zu tun, dass er als einziger neben Thomas Müller in der Offensive seinen Startplatz sicher haben dürfte. Löw hat allerdings noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt. Fest steht bislang nur, dass Kapitän Philipp Lahm gegen die Portugiesen im Mittelfeld zum Einsatz kommt. Und vor dem wieder vollständig genesenen Torhüter Manuel Neuer spielen in der Viererkette vier gelernte Innenverteidiger: Jerome Boateng, Mats Hummels, Per Mertesacker und Benedikt Höwedes.

Spannend wird es noch im Mittelfeld und im Angriff, wo Löw im Training diverse Varianten durchprobiert hat. Wahrscheinlich ist, dass Senior und DFB-Rekordtorjäger Miroslav Klose (36) bei seiner Jagd auf den WM-Torrekord zunächst auf der Bank sitzt. Die Spekulationen über die Besetzung der Spitze gehen von Müller über Mario Götze bis hin zu dem zuletzt wenig überzeugenden Mesut Özil, der angeblich ein heißer Kandidat für die vordeste Front ist.

Offen ist auch die zweiten Besetzung der Doppelsechs. Für die Rolle neben Lahm kommen Bastian Schweinsteiger, Khedira und auch Toni Kroos in Frage.