Jürgen Klinsmann hat seine Spieler für 30 Stunden in den Kurzurlaub geschickt - er selbst arbeitet dagegen mit seinen engsten Vertrauten schon am neuen Nahziel Gruppensieg. „Macht, was Ihr wollt“, sagte der Bundestrainer am Freitagmittag nach einer 75-minütigen Fitneß-Einheit zu Kapitän Michael Ballack und dessen 22 Teamkollegen.

BERLIN. Klinsmann entwirft unterdessen mit seinem Assistenten Joachim Löw und Chefscout Urs Siegenthaler beim Videostudium den Schlachtplan für den dritten WM-Auftritt: "Bei uns im Trainerstab gehen die Gedanken schon hin zum Ecuador-Spiel."

Michael Ballack und Lukas Podolski brausten mit als Erste im Auto davon - dafür kamen die "besseren Hälften" der Bremer Torsten Frings und Tim Borowski in die Fünf-Sterne-Herberge. Sogar ein kurzer Heimflug zur Familie war den Akteuren erlaubt worden, denn die Zeiten des heimlichen Ausbüxens aus dem Quartier wie noch während Klinsmanns eigener Spieler-Karriere sind passe.

"Erwachsenen Leuten kann man ruhig Freigang geben. Wir wissen, daß sie nicht nachts um zwei oder drei Uhr in einer Berliner Discothek rumhängen werden", begründete Klinsmann sein Vertrauen in seine Akteure, die erst am Samstag um 18.00 Uhr wieder auf dem Trainingsplatz stehen müssen. Der Ausgang über Nacht sei auch "keine Belohnung" für die ersten zwei Siege, sondern ohnehin vorgesehen gewesen als Maßnahme gegen möglichen Lagerkoller. "Das ist eine Generation von Spielern, die weiß, was sie möchte. Sie sind sehr konzentriert und haben sich viel vorgenommen."

Der Blick geht längst über das letzte Vorrundenspiel hinaus auf die möglichen Achtelfinal-Gegner England, Schweden oder Trinidad und Tobago. Selbst Klinsmann nutzte am Donnerstagabend die Chance, um mit Löw und Torwart-Coach Andreas Köpke die Schweden im Berliner Olympiastadion beim 1:0-Sieg gegen Paraguay live zu beobachten. Die Schweden verdienen großen Respekt, sie haben eine kompakte Mannschaft. Aber im Moment machen wir uns keine Gedanken über das Achtelfinale, sondern nur über Ecuador", behauptete Klinsmann.

Klinsmann kündigte bereits vier Tage vor dem Vorrunden-Finale an, daß er keine großen Umstellungen plane. "Wir werden das Spiel sehr ernst angehen."

Auch sein Kapitän, der ebenso wie Abwehrspieler Christoph Metzelder und Angriffsblitz David Odonkor beim 1:0 gegen Polen die Gelbe Karte erhalten hatte und bei einer weiteren Verwarnung im Achtelfinale gesperrt zuschauen müßte, soll nicht geschont werden. "Ballack wird spielen", legte sich Klinsmann schon fest. Denn der eingeleitete Weg solle fortgesetzt werden und sich die Formation noch besser einspielen.