Frankfurter Rekordtrainer reist mit beeindruckender Bilanz und Aufstiegsträumen nach St. Pauli. Und bekennt sich als Fan des Millerntors.

Hamburg. Ans Millerntor sei er schon immer gern gegangen. "Auch als ich beim HSV Spieler und Trainer war", gibt Benno Möhlmann im Gespräch mit dem Abendblatt unumwunden zu: "Die Stimmung dort war und ist beeindruckend." Wenn Trainer Möhlmann mit dem FSV Frankfurt am Freitag (18 Uhr) auf den FC St. Pauli trifft, dann wird es wieder kribbeln. Auch nach über 1000 Spielen in 40 Jahren auf und neben dem Platz. Ich habe jeden Tag Spaß, aber je älter ich werde, desto entspannter bin ich", erklärt er. Kein Coach der Zweiten Liga kann mehr Erfahrung vorweisen als der 58-Jährige. 422 Partien bei drei Clubs im Fußball-Unterhaus - Rekord.

Nicht rekordverdächtig, aber zumindest aufsehenerregend ist das, was Möhlmann und seine Mannschaft in dieser Saison abliefern. Mit dem Ziel Klassenerhalt gestartet, rangieren die Frankfurter aus dem Stadtteil Bornheim knapp hinter den Aufstiegsplätzen als Vierter in Lauerstellung. Spätestens mit dem 1:0-Erfolg über den selbst ernannten Bundesliga-Anwärter Energie Cottbus ist der FSV in den Kreis der Mitfavoriten aufgenommen worden. Davon will Möhlmann jedoch nichts wissen. "Ich kann das schon einordnen. Unsere Situation ist nicht so, dass wir die Bundesliga anpeilen können", erklärt er, "aber wenn wir natürlich die ausstehenden zwölf Spiele alle gewinnen sollten, könnte man schon ein paar Euro darauf setzen, dass wir Dritter werden." Das seien aber nur Träumereien, schiebt Realist Möhlmann schnell nach.

In zwei Jahren am Bornheimer Hang hat er vor allem eine Mannschaft aufgebaut, die in der Breite Ausfälle kompensieren kann. Während St. Pauli durch Sperren und Verletzungen in Personalnot gerät, kann Möhlmann trotz deutlich bescheidenerer finanzieller Mittel behaupten, "dass wir auf jeder Position einen gleichwertigen Ersatz haben". Mit dem Schweden Rasmus Jönsson kam im Winter noch ein technisch versierter Stürmer vom VfL Wolfsburg als Leihgabe hinzu. Er droht jedoch in Hamburg verletzungsbedingt auszufallen.

Gleichwohl wie man die Saison abschließt, ist in Frankfurt im Schatten der Eintracht ein zweiter sportlich attraktiver Club erwachsen. Als 1994 erstmals der Aufstieg in die Zweite Liga gelang, wünschte sich Trainer und Manager Klaus Gerster, "der FSV könnte einmal das St. Pauli Frankfurts werden". Solche Parallelen verbieten sich 20 Jahre später jedoch angesichts des öffentlichen Interesses am FSV. Gerade mal 3383 Zuschauer, darunter 500 Gästefans, kamen zur vergangenen Heimpartie gegen Cottbus. "Oft sind die Gäste sogar lauter", gibt Möhlmann zu, "das ist natürlich nicht zufriedenstellend."

Weil aus Hessen auch am Freitag vor über 29 000 Zuschauern wenig Unterstützung zu erwarten ist, will der Rekordtrainer den "Faktor Millerntor" auch für sein Team nutzen. "Zu Hause haben wir so etwas nicht, deshalb müssen wir diese Stimmung genießen und uns davon anstacheln lassen", erklärt er. Wie man gegen die ohnehin verunsicherten St. Paulianer besteht, weiß Möhlmann: In 14 Aufeinandertreffen hat er nur dreimal verloren ...