Der FC St. Pauli zeigt großen Einsatz - unterliegt zu Hause gegen den 1. FC Köln dennoch mit 0:1 und kassiert außerdem zwei Platzverweise.

Hamburg. Am Ende sangen die Fans fast trotzig ihr Lied. "You'll never walk alone", schallte durch das Millerntor-Stadion. Und in der Tat braucht der Kiezclub viel Unterstützung nach diesem Kampfspiel. Denn das Team von Michael Frontzeck büßte am Montagabend beim 0:1 (0:1) gegen den 1. FC Köln nicht nur wichtige Punkte im Abstiegskampf ein, sondern verlor auch noch mit Gelb-Roten Karten gegen Markus Thorandt und Florian Mohr seine etatmäßigen Innenverteidiger. Damit ist vor dem nächsten Heimspiel am Freitag gegen den FSV Frankfurt die Abstiegsgefahr weiter gewachsen. Aktuell hat das Team nur noch drei Punkte Vorsprung vor dem Relegationsplatz.

"Das Spiel hat uns einiges gekostet, zumal auch noch Fin Bartels angeschlagen ist. Wir werden dennoch versuchen, etwas Positives aus diesem Spiel mitzunehmen", sagte Trainer Frontzeck. Und in der Tat ist dies möglich. Denn kämpferisch bot der FC St. Pauli eine der stärksten Leistungen in dieser Saison. "Wir hatten uns vorgenommen, über unsere Grenzen zu gehen. Das haben wir gemacht", lobte Kapitän Fabian Boll sein Team. Spielerisch war die Vorstellung dennoch enttäuschend.

Im Vergleich zum desaströsen 1:4 beim SV Sandhausen hatte Frontzeck mehr personelle Änderungen als erwartet vorgenommen. Fin Bartels rückte nach abgesessener Gelbsperre wieder in die Startelf und verdrängte hier Akaki Gogia. Zudem bekam der erfahrene Florian Kringe, 30, im defensiven Mittelfeld den Vorzug vor Dennis Daube. Überraschend war, dass Jan-Philipp Kalla eine Chance von Beginn an für Christopher Avevor als rechter Verteidiger erhielt und Florian Bruns anstelle von Christopher Buchtmann spielen durfte. Dabei rotierte Lennart Thy von der Außenposition in Buchtmanns zentrale Rolle hinter Stürmer Daniel Ginczek. Und ausgerechnet Bruns, der keinen neuen Vertrag für die kommende Saison mehr erhalten wird, durfte die Kapitänsbinde tragen.

Kölns Trainer Holger Stanislawski feierte seine Rückkehr ins Millerntor-Stadion schon eine halbe Stunde vor dem Anpfiff. Zum Aufwärmen der Teams kam er mit auf den Platz, klatschte mit seinen früheren St.-Pauli-Spielern ab. "Im Kabinengang roch es nach Zigaretterauch, da wusste ich, dass Stani wieder da ist", sagte St. Paulis Co-Trainer Thomas Meggle.

"Ich erwarte hier ein offensives Spiel von beiden Mannschaften", sagte Stanislawski. Und schon die erste Kölner Angriffsaktion deckte die Schwächen der Hamburger auf. Innenverteidiger Markus Thorandt foulte Kölns Stefan Maierhofer ziemlich plump, und sah dafür von Schiedsrichter Manuel Gräfe die Gelbe Karte. Den fälligen Freistoß zirkelte Christian Clemens aus halbrechter Position rechts an Abwehrmauer vorbei zum 0:1 ins Tor des FC St. Pauli. Philipp Tschauner wies jede Schuld von sich: "Der war einfach überragend geschossen."

Der Schock war den Aktionen der St. Paulianer anzumerken, Fehlpässe häuften sich, doch es fehlte den Offensivspielern auch an Bewegung, um anspielbar zu sein. Erst zum Ende der ersten Halbzeit kam St. Pauli zu halbwegs gefährlichen Aktionen. Kalla traute sich einen Direktschuss aus 24 Metern zu, Ginczek zwang mit einem Schuss aus der Drehung Kölns Torwart Timo Horn zu einer schnellen Reaktion, und schließlich setzte Kringe den Ball nach einem schönen Solo und Doppelpass mit Bartels den Ball über das Tor.

Doch dann leistete sich Thorandt sein zweites Foul des Abends, als er Daniel Royer zu Fall brachte. Schiedsrichter Gräfe hatte kaum eine andere Wahl, als Gelb-Rot zu zeigen.

"Wir müssen auch in Unterzahl geduldig bleiben und unsere Chance konsequent suchen", gab St. Paulis Sportchef Rachid Azzouzi die Devise aus. In der 64. Minute setzte dann Frontzeck ein doppeltes Zeichen zum Angriff. Der wahre Kapitän, Fabian Boll, und Stürmer Marius Ebbers kamen ins Spiel, das sich jetzt fast ausschließlich in der Kölner Hälfte abspielte. Mit einem Volleyschuss führte sich Boll auch gleich standesgemäß ein. Am Ende aber verließen den Kiezclub die Kräfte. Zu allem Überfluss kassierte auch Florian Mohr nach Foulspiel noch die Gelb-Rote Karte. Die Kölner vergaben die sich bietenden Chancen stümperhaft. Jubeln durften sie dennoch. Mittendrin: Holger Stanislawski, das einstige St.-Pauli-Urgestein.